Wir wechseln den Schauplatz – im Solsystem kommt es zu einer dramatischen Havarie auf dem Neptunmond Triton – mit an Bord der „Botschafter des Imperiums“.
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Titel: Botschafter des Imperiums
Autor: Rüdiger Schäfer
Titelbild: Dirk Schulz / Horst Gotta
Erschienen: 13. Dezember 2019
Während Perry Rhodan NEO 214 (mal wieder) mit einem Cliffhanger endete, lässt uns der Nachfolger noch weitere zwei Wochen zappeln, denn wir wechseln in das Solsystem. Aber schnell stellt sich heraus, dass auch dort der Baum brennt.
Zur Handlung
Der Mehandorfrachter VETRONA havariert aufgrund einer Fehltransition mit einer Ladung für den Zoo Terrania gedachter exotischer Tiere auf dem Neptunmond Triton. Mit an Bord befindet sich der Arkonide Tamanur da Gonozal, seines Zeichens geheimer Botschafter der Imperatrice Emthon V. mit einer noch geheimeren Nachricht für Perry Rhodan oder dessen Ehefrau Thora Rhodan da Zoltral.
Mit einigen Überlebenden Mehandor kämpft der Arkonide um sein Leben und wird mit einer einzigen weiteren Mehandor von Tom und Farouq Rhodan da Zoltral gerettet – während mutmaßlich alle anderen Besatzungsmitglieder ihr Leben lassen.
Auf dem Sterbebett – er wurde kurz vor seiner Rettung von einem der Tiere schwer verletzt – überbringt da Gonozal Thora ein Hilfegesuch der Imperatrice: Emthon V. fordert Unterstützung durch die terranischen Mutanten an. Thora lehnt dieses Gesuch zunächst ab, da sie nicht über die Mutanten gebieten kann. Nach seinem Tod wendet sie sich aber an den Rat der Terranischen Union und dieser genehmigt eine Expedition der CREST II nach Arkon.
Gedanken zu „Botschafter des Imperiums“
Der Roman war zunächst eine thematische Überraschung für mich. Natürlich ließ sich anhand des Titels erahnen, dass die weißhaarigen Damen und Herren aus einem gewissen Kugelsternhaufen ihre Finger im Spiel haben werden, allerdings hatten wir so lange nichts aus dem großen Imperium gehört, dass ich speziell zu diesem Zeitpunkt eher nicht damit gerechnet hatte.
Nichtsdestotrotz war es eine nette Abwechslung zu den bisherigen Handlungssträngen seit NEO 200. Ging es bisher um die Kolonien, Iratio Hondro, Dunkelleben und die Probleme mit den Zellaktivatoren sowie den daraus resultierenden Folgen, entsteht ein ganz neues Spannungsfeld. Dass Theta aka Emthon V. Terra inoffiziell um Unterstützung bittet, wirft ein gewisses verzweifeltes Licht auf das große Imperium. Dass noch dazu ihr Botschafter in der Havarie Sabotage vermutet, erweitert das Gesamtbild dementsprechend. Kryptisch wird es hier am Ende, als da Gonozal mit seinen letzten Worten davon spricht, dass die alten Herrscher aus dem Grab nach der Macht greifen werden. Man darf gespannt sein, wie es hier weitergeht und was sich hinter diesen Worten verbirgt.
Neben den offenbar bedrohlichen Entwicklungen im Imperium der Arkoniden erfahren wir als Leser auch noch einiges über die politische Situation im Solsystem. Thora bekommt Aufpasser und steht anteilig unter „Hausarrest“, ihre Söhne, Reginald Bull und auch einige Mutanten stehen unter Verdacht am Raub der FANTASY beteiligt gewesen zu sein. Misstrauen wohin der Leser liest, auch wenn oben genannte gegen Ende entlastet werden. Die Stimmung bei Familie Rhodan ist ohnehin getrübt, wobei Thora, Tom und Farouq jeweils sehr unterschiedlich mit ihren Gefühlen umgehen, was dank der wechselnden Perspektiven zwischen Farouq und Thora sehr schön zum Ausdruck kommt.
Spannend fand ich auch kleinere Nebenerzählungen wie Bulls Überlegung, dass er seinen Zellaktivator ablegen würde, um noch mal 62 schöne Stunden mit seiner Frau Autum Legacy zu bekommen, welche er noch immer liebt. Die Unsterblichkeit trennt sie jedoch von ihm. Hier wird – wie schon so oft in NEO – die Zweischneidigkeit der Unsterblichkeit thematisiert. Sehr schön!
Zu erwähnen wäre da auch noch die möglicherweise – bzw. wahrscheinlich – dritte Überlebende der VETRONA: eine sehr junge Mehandor mit scheinbar außergewöhnlichen Fähigkeiten. Sie verschwindet und taucht auf wie es ihr gefällt und sie bändigt wilde Tiere, die andere Besatzungsmitglieder gnadenlos getötet haben. Wie macht sie das wohl? Die Vermutung einer Mutantin liegt nahe, oder? Ich denke, die junge Dame werden wir noch wiedersehen oder besser wiederlesen. Außerdem bleibt auch die Frage nach der vermuteten Sabotage offen. Vielleicht weiß sie dazu ebenfalls etwas zu berichten, wenn sie wieder auftaucht.
Da der Name der nächsten Staffel inzwischen bekannt ist, ist für mich auch absolut klar, dass „Botschafter des Imperiums“ nicht nur ein (guter) Lückenfüller mit ein paar Anspielungen für später ist. Mit „Arkon erwacht“ scheint die 22. Staffel von NEO das große Imperium offenbar einmal mehr in das Zentrum des Geschehens zu stellen und in diesem Roman wurde dazu der Grundstein gelegt.
Fun Fact
In NEO kennen wir inzwischen Kolonialvölker mit den Namen Ertruser, Plophoser, Siganesen, Rumaler und Epsaler. Auch auf Olymp siedeln Menschen. Ein anderes, bereits seit Ewigkeiten in der Erstauflage beheimatetes Volk gibt es (noch) nicht: die Oxtorner. Allerdings hat hier ein beliebtes, kuscheliges Tierchen seinen Auftritt, welches in der EA auf Oxtorne beheimatet ist: der Okrill! Oh, pardon – der Tupanthi!
Besagter Tupanthi hat acht Beine, Saugnäpfe an den Füßen, kann mit seiner Zunge Stromschläge verteilen und sieht ein bisschen aus wie ein übergroßer Frosch mit Facettenaugen. Das ist wieder so eine Sache wie mit den Lemurern / Liduurii und den Jülziish / Azaraq. Andere Verpackung, gleicher Inhalt.
Da der kleine Frosch von der mysteriösen Mehanor „gezähmt“ wurde, bin ich gespannt, ob wir ihn noch mal wiedersehen werden. Freuen würde ich mich jedenfalls sehr darüber, zumal um seine Herkunft einige Rätsel aufgegeben wurden.
Fazit
Rüdiger Schäfer liefert mit „Botschafter des Imperiums“ einen NEO in der von ihm gewohnten, hohen Qualität ab. „Botschafter des Imperiums“ war für mich zu keinem Zeitpunkt langweilig, auch wenn er sich am Anfang – ein bisschen – wie einer der berüchtigten Füllromane der EA anfühlte. Aber wie Rüdiger mir beim Brühlcon sagte: bei NEO gibt es keine Füllromane. War letztlich auch keiner, sondern es war ein wirklich guter Roman, welcher andere Facetten beleuchtet hat als die aktuell geläufigen.
Der Überlebenskampf der Besatzung und vor allem der freundlichen Zoowärterin aus Hanger 21 (oder so) waren wirklich großartig geschildert und ich war mir bis zum Schluss nicht im Klaren darüber, wer das Drama überleben darf. Das Wüten des Tupanthi war ebenfalls ganz nach meinem Geschmack und strahlte eine dauerhafte Bedrohung aus.
Ich hatte jedenfalls echten Lesespaß. Rüdiger Schäfer schafft es, qualitativ an die beiden Vorgänger anzuschließen, und das Niveau an einem ganz anderen Schauplatz hochzuhalten.
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