In Nocturne kann Batman – Caped Crusader-Showrunner Bruce Timm ein lange gehegtes Vorhaben endlich umsetzen.

Was für eine Kirmes

Es ist Kirmes und Jung und Alt vergnügen sich auf dieser. Darunter auch einige Kinder aus einem Waisenhaus, die ein mysteriöses Mädchen kennenlernen. Bald darauf sind sie verschwunden.

Auch Bruce Wayne (Hamish Linklater) besucht die Kirmes, um ein wenig die Werbetrommel für Harvey Dent (Diedrich Bader) zu rühren. Denn die Bürgermeisterwahl steht kurz bevor und der Staatsanwalt liegt immer noch hinten. Doch während Dent mit sich am Ringen ist, ob er das Geld und Gefallen von Rupert Thorne (Cedric Yarbrough) akzeptieren soll, muss sich Bruce als Batman um die verschwundenen Kinder kümmern.

Nocturne ist eine besonders obskure DC Figur, die in der Welt der Comics nur auf eine Handvoll von Auftritten kommt. Und gefühlt wird sie jedes Mal komplett anders dargestellt. Doch der wahre Grund, wieso der Charakter in dieser Episode auftaucht, dürfte ein anderer sein.

Eine besondere Art von Vampir

Es wurde ja schon geschrieben, dass Bruce Timm in der Batman – Caped Crusader-Reihe längst nicht so viele Schranken und Barrieren hat, wie in den Animated Series. Dort wurden ihm eine ganze Reihe von Regeln auferlegt, ebenso, wie die Zensoren von Fox auch sonst immer wieder Einwände gegen spezielle Episoden hatten. Nocturne ist ein gutes Beispiel dafür. Bruce Timm und seine Drehbuchautoren wollten die Figur bereits in der allerersten Animated Series einsetzen. Doch das wurde abgelehnt, weil in der angedachten Story unter anderem Batman sich in einen Vampir verwandeln sollte und es ihn nach Blut dürstete.

Wobei in Nocturne der dunkle Ritter sich ebenfalls nicht in eine Untote Kreatur verwandelt, noch, dass hier Blut fließt. Stattdessen benötigt die titelgebende Figur, die an einer seltenen Krankheit leidet, die Energie von lebenden Menschen, um stärker zu werden. Es wird also quasi mit den Motiven des Vampirismus gespielt, ohne allerdings sich eindeutig dazu zu bekennen.

Das Problem an dieser Episode ist, dass der Plot um Nocturne nicht der einzige ist, den sie hat. Der andere behandelt wie Harvey Dent auf der Kirmes versucht, Stimmen zu sammeln und dann anscheinend das Angebot der finanziellen Unterstützung durch Rupert Thorne annimmt. Nur, um anschließend am Ende sich für seine „Integrität“ zu entscheiden und dafür zu bezahlen.

Gnadenlos gescheitert

Eigentlich sind beides gute Plots, die jeweils für sich genommen, die ganze Folge hätten tragen können. Doch stattdessen versucht die Episode, beide unter einen Hut zu bringen, sie sich parallel weiterentwickeln zu lassen, womit sie jedoch gnadenlos scheitert. Am Ende hat man das Gefühl, dass die Handlungen hier nichts halbes und nichts Ganzes sind, dass sie jeweils ihre eigenen Probleme haben und deshalb nicht überzeugen können.

Beim Hauptplot von Nocturne, wo es um die titelgebende Figur ist, ist der Anfang vielversprechend. Ein mysteriöses Mädchen, Kinder die verschwinden sowie der Auftritt einiger bekannter Figuren aus der Batman-Mythologie, sorgen für ein gewisses Interesse. Leslie Thompson ist eine starke Frau, die, wenn sie richtig geschrieben wird, ein mütterlicher Freund für Bruce Wayne und seiner Ersatz-Familie ist. Dass sie hier ein Waisenhaus leitet, passt zu der Figur und ist gleichzeitig eine Querverbindung zu der Tatsache, dass das zivile Alter Ego Batmans ebenfalls ein Vollwaise ist.

Doch dann beginnt dieser Plot auseinanderzufallen. Nocturne verletzt ihren Bruce schwer und er stirbt in der Gegenwart von Batman, wobei er diesen bittet, sich um seine Schwester zu kümmern. Die sich erstmal komplett wild aufführt, um anschließend bei der Nachricht vom Tode ihres Bruders zusammenbricht. Diese Handlung hätte wesentlich besser gewirkt, wenn sie mehr Zeit gekriegt hätte, um sich weiterzuentwickeln. Was allerdings nicht der Fall war. Denn sie musste sich ja den Platz mit dem Harvey Dent-Plot teilen.

Kein Tor

Und eigentlich müsste dies für die Serie ein eindeutiges Tor gewesen sein, weil diese Handlung die Reihe schon seit langem begleitet und entsprechend gut vorbereitet wurde. Doch das Problem ist, dass hier einige Aussagen und Charakterisierungen nicht ganz passen. Da ist zum einen die Tatsache, dass Bruce Wayne angeblich sich sehr stark für Harvey Dent eingesetzt hat, was wir allerdings auf Grund der sehr übersichtlichen Screentime, wo Batmans zivile Identität unter normalen Umständen gezeigt wurde, nicht funktioniert. Und dann wird der Staatsanwalt noch dazu als jemand charakterisiert, der über eine gewisse moralische Integrität verfügt. Was sich auch mit früheren Darstellungen beißt.

Denn überweite Teile der Caped Crusader-Reihe hinweg wurde Harvey Dent als skrupellos und zielorientiert dargestellt. Wenn er ein bestimmtes Ergebnis haben wollte, dann verlangte er es, egal, ob es jetzt passte oder nicht. Dass er nun in Nocturne als eine Art Saubermann charakterisiert wird, der am Ende seine Integrität über seine Chancen im Wahlkampf stellt, wirkt da so ein wenig an den Haaren herbei gezogen.

Immerhin endet die Episode mit dem folgenreichen Säureanschlag auf den Staatsanwalt. Womit klar ist, dass vermutlich in der nächsten Folge Two-Face auftauchen dürfte. Was hoffentlich gut werden wird und nicht mittelmäßig, wie diese Episode hier.

Info

Drehbuch: Halley Gross
Showrunner: Bruce Timm
Regie: Matt Peters

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Götz Piesbergen
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