Neben Star Trek erfreut sich auch die Serie Babylon 5 bis heute großer Beliebtheit.
Babylon 5 muss sich immer wieder Vergleiche mit Star Trek und anderen Science-Fiction Serien gefallen lassen. Gerade Deep Space Nine wird natürlich immer wieder herangezogen, da Babylon 5 genau wie Deep Space Nine auf einer Raumstation spielt. Manche Fans behaupten sogar, dass der Schöpfer von Babylon 5, Joseph Michael Straczynski oder kurz JMS, die Idee von Deep Space Nine dreist kopiert hat.
Angesichts der Tatsache, dass beide Serien 1993 zum ersten Mal ausgestrahlt wurden, mit nicht einmal zwei Monaten Abstand, kann man wohl sagen, dass dies aus der Luft gegriffen ist. Viel eher hat man die Idee von JMS geklaut, denn dieser reichte 1989 das Konzept bei Paramount ein – in einem Faktencheck bin ich übrigens genau auf diesen Vorwurf eingegangen.
Die Story von “Babylon 5”
Der Pilotfilm startet im Jahr 2257. Zehn Jahre nach einem schrecklicken Krieg der Erde gegen die Minbari, den die Erde fast verloren hätte, baut die Erde eine Raumstation die als Diplomatisches Zentrum für alle Völker dienen soll, damit solche Kriege in Zukunft verhindern werden können.
Im weiteren Verlauf stehen also die Botschafter der einzelnen Völker im Vordergrund, ebenso wie die komplizierten Beziehungen untereinander. So war die Heimatwelt der Narn einmal von den Centauri besetzt, ein Konflikt, der sich durch die gesamte Serie zieht. Neben diesen Beziehungen stehen zwei größere Storybögen im Fokus. Zum einen ist da die Bedrohung durch die Schatten und zum anderen eine Verschwörung auf der Erde.
So wenige Sätze werden natürlich der Komplexität der Story in keiner Weise gerecht und jeden Aspekt der Handlung können sie auch nicht erfassen. Würde ich versuchen, diese Handlung in einen Text zu fassen, könnte ich ein Buch damit füllen.
Babylon 5 ist eine Serie, die man am besten am Stück und komplett ansieht. Zu viele spätere Entwicklungen werden in frühen Folgen angedeutet oder aufgebaut, sogar Nebensächlichkeiten finden später wieder Verwendung.
Das liegt zum Großteil daran, dass die Story im Prinzip schon von Anfang an feststand. Babylon 5 war von Anfang an auf fünf Staffeln ausgelegt und der rote Faden für die Serie musste nur detaillierter werden für die einzelnen Episoden.
Leider hatte Babylon 5 vom Start weg Probleme, so gab es erst ein Jahr nach dem Pilotfilm die erste Episode, mit großen Änderungen bei der Besetzung. Auch während die Serie lief, blieb man davon nicht verschont, so stieg Commander Sinclair, gespielt von Michael O’Hare, aus gesundheitlichen Gründen am Ende von Staffel 1 aus, Claudia Christian, die den ersten Offizier Susan Ivanova spielte, stieg am Ende von Staffel 4 aus. Vor allem der Wegfall von Michael O’Hare sorgte dafür, dass die große Story umgeschrieben werden musste, denn Sinclair ist eine der zentralen Figuren gewesen.
Die Charaktere
Kaum eine andere Serie zu der damaligen Zeit bot Charaktere mit solcher Tiefe, die voller Widersprüche und Entwicklung sind. Nehmen wir als Beispiel die Erzfeinde Londo Mollari, Botschafter der Centauri, und G’Kar von den Narn.
Zu Beginn der Serie sind die beiden erbitterte Feinde, was an der Besatzungszeit der Centauri auf Narn liegt. Die Narn üben Vergeltung und ein neuer Krieg bricht aus, der in einer neuen Besetzung Narns endet. Der Hass zwischen den beiden Völkern sitzt tief, doch am Ende werden G’Kar und Mollari in einem wirklich herzzereissenden Moment Freunde.
Beide machen im Laufe der Serie drastische Veränderungen mit, so wird aus dem hinterhältigen und skrupellosen G’Kar eine, ungewollte, religiöse Ikone. Mollari, der zu Beginn vor allem auf Macht aus ist und die Republik wieder zu altem Ruhm führen möchte, zeigt im Laufe der Serie Mitgefühl mit den Narn und endet als tragische Figur auf dem Thron der Centauri-Republik.
Auch die anderen Charaktere machen ähnliche Veränderungen durch, manche nicht nur charakterlich, sondern auch optisch. Hier nun alle aufzuzählen, wäre wie bei der Handlung einfach zu viel für einen Artikel.
Die Technologie
Bei der technologischen Entwicklung ist Babylon 5 nicht so fortschrittlich wie Star Trek. Es gibt keine Transporter oder einen Warpantrieb. Die Schiffe der Erde schaffen nicht einmal eine künstliche Schwerkraft, Teile der Schiffe drehen sich also ständig, ebenso wie die Raumstation. Die Vorlonen nutzen langgezogene, octopusähnliche Schiffe, die Schiffe der Minbari sehen eher aus wie Fische und die der Schatten sehen aus wie Spinnen.
So unterschiedlich wie das Design der einzelnen Schiffe, sind auch deren Fähigkeiten. Die Vorlonen setzen auf organische Technologie und haben eine Superwaffe, den Planetenzerstörer. Die Schatten setzen Lebewesen als Steuerelement in ihren Schiffen ein und ihre Superwaffe ist die Todeswolke, welches ebenfalls in der Lage ist, Planeten zu zerstören.
Lange Entfernungen werden im Hyperraum zurückgelegt, wozu ein Hyperraumsprungtor nötig ist. Größere Schiffe können in der Regel ein eigenes Tor öffnen.
Die Konflikte
Einige Konflikte habe ich bereits angesprochen. Im Endeffekt haben die Konflikte aber im Großen und Ganzen miteinander zu tun, was sich aber natürlich erst später herausstellt. Die Schatten (der eigentliche Name ist zu lang und unaussprechbar für uns) und die Vorlonen gehören zu den Allerersten – die ersten Völker in der Galaxie, die sich entwickelt haben. Als die anderen Allererste unsere Galaxie verließen, blieben diese beiden Völker zurück um die jungen Völker den Weg zu weisen.
Die Schatten und die Vorlonen waren sich aber uneins, was der richtige Weg wäre. Während die Schatten Chaos stifteten und Konflikte schürten, damit die Sieger stärker hervorgehen, verfolgten die Vorlonen den Weg von Ordnung und Gehorsam. Dies führte zu einem lange anhaltenden Krieg, der in den letzten Jahrtausenden aber über Stellvertreter ausgefochten wird.
Die Vorlonen erkannten, dass die Schiffe der Schatten durch Telepathie angreifbar sind, also regen sie bei vielen Völkern die Evolution an und erschaffen Telepathen. Auf der Erde wird daraus das Psi-Corps, eine Organisation die Telepathen darin trainiert, ihre Kräfte zu kontrollieren. Will man dem Corps nicht beitreten, muss man entweder lebenslang ins Gefängnis oder starke Drogen nehmen, die teils gravierende Nebenwirkungen haben. Obwohl das Corps eigentlich unpolitisch sein soll, ist es sehr mächtig und unterstützt die Präsidentschaft Morgan Clarks. Das Corps wird von der Gedankenpolizei überwacht, die sogar eine eigene Armee haben, die Black Omegas.
Die Präsidentschaft vom ehemaligen Vizepräsident Clark kommt aufgrund einer Verschwörung der Schatten, dem PSI-Corps und Clark selbst zustande, als das Schiff Earthforce One mit Präsident Santiago an Bord unter mysteriösen Umständen zerstört wird.
Der Krieg zwischen Erde und Minbar ist in vielen Köpfen noch nicht vorbei, immer wieder kommt es zu Streitereien zwischen den Völkern. Thematisiert wird der Krieg in dem Film “Der erste Schritt”.
Die Völker
Neben den Menschen kommen natürlich auch viele andere Rassen vor.
Die Narn, die eine glatte, fleckige Haut ohne Behaarung haben, waren ursprünglich friedliebend und ein Volk von Farmern. Die Eroberung durch die Centauri sorgte dafür, dass die Narn selbst zu Eroberern wurden.
Die Centauri, bei denen die Männer Haarkränze tragen und die Frauen Glatze, beherrschten einst einen großen Teil der Galaxie, doch zur Zeit der Handlung von Babylon 5 sind sie fast bedeutungslos geworden. Das ändert sich durch eine Partnerschaft mit den Schatten.
Die Minbari sind in drei Kasten – Religion, Arbeiter und Krieger – aufgeteilt und sehr traditionell verankert. Sie sind seit Jahrtausenden Verbündete der Vorlonen und haben im letzten Krieg gegen die Schatten diese vertreiben können. Ihr spiritueller Führer ist Valen, der “ein Minbari, aber nicht von Geburt an” ist. Es stellt sich heraus, dass er ein Mensch war, da die Minbari aber eine andere Rasse nicht akzeptiert hätten, musste er sich einer Transformation unterziehen.
Neben diesen Völkern gibt es noch die “Liga der blockfreien Welten”. Hierbei handelt es sich um einen losen Zusammenschluss von kleineren Völkern, wie den Drazi, den Gaim, den Hyach und vielen anderen.
Sämtliche Völker treten später der Interstellaren Allianz bei um ein Verteidigungsbündnis gegen ähnliche Bedrohungen wie die Schatten zu finden.
Die Darsteller
Viele der Darsteller sind hervorragende Schauspieler, die nicht nur hier glänzten. Einige traten sowohl in Babylon 5 als auch in Star Trek auf – Walter Koenig (Chekov) spielte hier z.B. den Gedankenpolizist Alfred Bester, Andreas Katsulas (Tomalak) spielt G’Kar und Majel Barrett (Christine Chapel, Lwaxana Troi) spielt in einem Gastauftritt eine Centauri. Schauspieler wie Richard Biggs (Dr. Franklin) oder Michael O’Hare (Jeffrey Sinclair) haben bereits vorher auf sich aufmerksam gemacht, so war Michael O’Hare z.B. ein bekannter Theaterschauspieler.
Filme, SpinOffs und Neubelebungen
Neben der eigentlichen Serie erschienen einige Fernsehfilme. Zweimal wollte man eine SpinOff-Serie starten, “Legende der Ranger” kam leider über den Pilotfilm nicht hinaus. Zu “Crusade” wurden immerhin 13 Folgen gedreht, der Stecker wurde aber schon vor der Ausstrahlung der ersten Folge gezogen, da kreative Differenzen zwischen TNT und JMS vorlagen. Der Pilotfilm “Waffenbrüder” führt das Schiff und zwei der Charaktere ein. 2007 versuchte man Direct-to-DVD neue Folgen zu produzieren. Die erste DVD der “Vergessene Legenden” Reihe verkaufte sich aber so schlecht, dass man keine weiteren plante.
Zu Babylon 5 erschienen auch Bücher und Comics die zum Canon gehören, sowie Actionfiguren und anderes Merchandise.
Parallelen zu Star Trek
Man kann keine Science-Fiction-Serie produzieren, ohne nicht mit Star Trek verglichen zu werden. So ähneln sich manche Ereignisse grob mit Ereignissen aus Star Trek, vor allem mit dem viel verglichenen Deep Space Nine.
Gerade die Besatzung von Bajor durch die Cardassianer in DSN und die Besatzung der Centauri auf Narn, die bei Serienstart bereits zurückliegen sind deutliche Gemeinsamkeiten. Auch die Verschwörung auf der Erde kommt in DSN und B5 vor.
In beiden Serien wird auch gegen ein übermächtig wirkenden Feind vorgegangen, allerdings ist dies keine Gemeinsamkeit, die man überbewerten sollte, denn das ist nur ein dramaturgisches Element.
Die echte Tragik hinter Babylon 5
Es scheint, als würde ein Fluch auf Babylon 5 liegen, denn etliche der Hauptdarsteller sind schon von uns gegangen. So verstarb 2004 Richard Biggs im Alter von nur 44 Jahren, nur 2 Jahre später folge ihm Andreas Katsulas im Alter von nur 59 Jahren. 2011 verstarb Jeff Conaway, der in Babylon 5 den Assistenten von Sicherheitschef Michael Garibaldi spielte, als Folge einer Suchtproblematik im Alter von 60 Jahren. Ebenfalls nur 60 wurde Michael O’Hare, der 2012 einem Herzinfarkt erlag. Auch Jerry Doyle, besagter Michael Garibladi, wurde nur 60 Jahre alt, er verstarb 2016 an den Folgen seiner Alkoholkrankheit. Stephen Furst, der 2017 an den Folgen seiner Diabetes-Erkrankung verstarb, wurde 63 Jahre alt.
Produktionsschwierigkeiten
Babylon 5 hatte keinen leichten Stand. Der Start war holprig, der Wegfall von Michael O’Hare am Ende von Staffel 1 sorgte dafür, dass umgeschrieben werden musste.
Immer wieder standen weitere Staffeln in den Sternen, so auch die finale Staffel. Also wurden die wichtigen Handlungsstränge schon in Staffel 4 beendet, da es nicht klar war, ob es eine Staffel 5 geben würde. Erst spät in der Staffel kam das OK für Staffel 5, also musste man sich etwas einfallen lassen. Da aber auch Claudia Christian zum Ende von Staffel 4 ging, gab es noch mehr Probleme, denn eigentlich sollte Ivanova nun die Raumstation führen und Sheridan die Interstellare Allianz. Eingeführt wurde also Captain Lochley, die Handlung in Staffel 5 bezieht sich hauptsächlich auf die Startschwierigkeiten der Allianz.
Vom Start weg war die Serie unterfinanziert, das Budget wurde gekürzt und man holte das Beste aus dem vorhandenen Geld heraus.
Synchroquatsch
Kaum eine Serie bleibt vor Übersetzungsfehlern verschont, hier ein paar der besten aus Babylon 5.
Drazi: Captain Sheridan, wir dachten Sie wären tot.
Original Sheridan: I was. But I’m much better now.
Deutsch Sheridan: Das war ich. Und jetzt bin ich hier.
Deutsch:
Zack: “Nein, die haben sich leider alle streng an die Vorschriften gehalten.”
Lochley: “Das ist zwar keine Antwort, die mich glücklich macht, trotzdem vielen Dank, Mr. Allan.”
Original:
Zack: “No, they’ve kept their noses so clean you could eat of them.”
Lochley: “Not an image I wanted this early in the morning, but thank you very much, Mr. Allan.”
Funfacts
- JMS hatte einen kurzen Gastauftritt in der Serie. Er ist der Techniker, der im Serienfinale die Lichter ausmacht.
- Die Serie gewann 2 Emmys und 2 Hugos.
Mein persönliches Fazit
Ich liebe diese Serie, wegen vielen kleinen Details. Als sie im TV lief, bekam ich kaum etwas davon mit, da die Sendezeit alles andere als gut gewählt war. Ich bevorzugte zu der Zeit Deep Space Nine, das passender ausgestrahlt wurde.
Als ich dann einmal für mehrere Wochen ans Bett gefesselt war, schaute ich mir Staffel 1 auf DVD an und war absolut begeistert. Kurze Zeit später waren Staffel 2 und 3 in meinem Besitz, noch ein paar Tage später auch die letzten beiden Staffeln. Bis ich die Filme allerdings alle hatte, vergingen dann doch noch ein paar Monate. Auch Crusade musste natürlich in die Sammlung.
Mir gefiel an B5 vor allem die durchgängige Geschichte, die sich erst richtig entfaltet, wenn man viele Folgen am Stück sieht. So versteht man viele Andeutungen in den ersten Folgen natürlich erst sehr viel später, hat man aber immer eine Woche zwischen den einzelnen Folgen, vergisst man solche Kleinigkeiten eher. Und dann gibt es da noch die sogenannten “Experementierfolgen”. JMS hat zwischendurch immer wieder Episoden gehabt, die aus dem eigentlichen Konzept ausbrachen. In einer Folge in der fünften Staffel z.B. sind Bo und Mack, Bordmechaniker, die Hauptfiguren. JMS mochte solche Experimente sehr um einfach mal den Blickwinkel zu ändern, übertrieb es aber auch nicht damit.
Ich bin mir ziemlich sicher: Wer vor allem Deep Space Nine mag, der wird Babylon 5 auch mögen. Ich hoffe auf ein Revival auf Netflix und Co. Die heutigen Möglichkeiten sind einfach ideal für eine Serie wie Babylon 5.
Ich würde gerne die komplette ursprüngliche Geschichte ohne irgendeine Anpassung an Sender oder Personal sehen.
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