Erneut beschäftigt sich Star Trek in „Auge des Universums“ mit kritischen Themen.
(Nicht) willkommene Fremde
Ein normaler Tag auf Deep Space Nine: Kira regt sich über die Bürokraten der provisorischen bajoranischen Regierung auf und Quark beschwert sich bei allen höheren Offizieren, dass ihn ein berühmter Barde Geld kostet. Doch dann öffnet sich das Wurmloch und ein unbekanntes Schiff kommt hindurch. Es gelingt der Raumstation die Besatzung an Bord zu beamen, eine Kommunikation ist zunächst allerdings nicht möglich.
Behindert durch einen Universaltranslator, der im Laufe der Zeit versucht, die Sprache der Neuankömmlinge zu übersetzen, werden die Fremden mit Mühe zur Krankenstation geleitet. Erst nach und nach ist eine verbale Verständigung möglich. Die fremde Spezies nennt sich Skrreeaner und ist eine Rasse von religiösen Flüchtlingen, die das Auge des Universums suchen. Das Volk ist matriarchalisch organisiert und zwischen dessen Anführerin Haneek und Major Kira entsteht eine Freundschaft.
Bald schon treffen weitere Schiffe der Skrreeaner auf Deep Space Nine ein. Ihre Präsenz ist nicht bei allen willkommen und es kommt zu einigen Reibereien zwischen Nog und skrreeanischen Jugendlichen. Doch dann entdeckt Haneek, dass Bajor der Planet ihrer heiligen Schriften ist.
Ein heikles Thema
Die Nachricht wird allerdings nicht überall gleichermaßen freudig aufgenommen. Die bajoranische Regierung beschließt so zum Beispiel nach langer Beratung, dass es in der aktuellen Situation ihrer Heimat nicht möglich ist, diese Fremden aufzunehmen. Diese Neuigkeit ist für dieses Volk eine Katastrophe. Und einige von ihnen rebellieren dagegen. Sie entführen ein Schiff und verlangen die Immigration auf Bajor. Doch sie können ihr Ziel nicht erreichen, da ihr Raumschiff vorher aufgrund eines früheren Schadens explodiert. Frustriert und enttäuscht machen sich die Skrreeaner auf den Weg zu ihrer neuen, von der Föderation ausgewählten Heimatwelt.
Ein Teil des Ruhms von „Star Trek“ basiert darauf, dass die diversen Serien sich nie davor scheuten, schwierige Themen anzugehen. Man denke nur an „Wem gehört Data“ oder an „Die Auflösung“. Auch „Auge des Universums“ ist eine solche Folge, die nicht davor zurückschreckt, ein heikles Thema anzusprechen. Nämlich das der „Immigration“. Was in der heutigen Zeit an Aktualität nicht verloren hat.
Dabei geht die Serie nicht besonders subtil vor. Die Skrreeaner werden in vielerlei Hinsicht als abstoßend dargestellt. Ihre Haut ist pockennarbig und sie verlieren ständig Hautschuppen. Auch ist ihr gesellschaftlicher Aufbau anders als der der Bajoraner, da sie eine matriarchalische Gesellschaft haben und die Männer vor allem zu Beginn, als gerade mal halbwilde Wesen charakterisiert werden. Der Widerwille gegenüber diesen Fremden ist schon fast spürbar.
Kein Happy End
Wie bei „Deep Sace Nine“ üblich verzichtet „Auge des Universums“ auf ein Happy End. Stattdessen wirken die Bajoraner wie Leute, die fremde Einwanderer auf ihrer Welt nicht wollen, diese sogar mit durchschaubaren Gründen ablehnen. Die Hilflosigkeit von Major Kira ist in dieser Situation förmlich spürbar. Sie sympathisiert mit den Skrreeanern, was vor allem durch ihre Freundschaft mit der Matriarchin Haneek begründet ist, und kann am Ende doch nichts tun als sich zu wundern, ob ihr Volk nicht einen Riesenfehler begangen hat.
Einerseits ist schön, dass die Serie sich wieder einem solchen nicht gerade einfachen Thema widmet. Und wenn man die Entwicklung desselbigen an sich begutachtet, dann ist es im Prinzip eine gute Episode. Doch je mehr man anschließend über den eigentlichen Aufbau nachdenkt, über die Charakterisierung der Skrreeaner, desto mehr fällt einem auf, dass die Rasse in keinem guten Licht dargestellt wird. Ihre negativen Eigenschaften, vor allem die der Männer, werden zu sehr in den Vordergrund gerückt, bzw. zu übertrieben charakterisiert. Es ist klar, dass dies notwendig ist, um die Fremdartigkeit der Spezies zu verdeutlichen. Doch sind die Macher dabei übers Ziel hinausgeschossen, da beim Zuschauer keine Sympathien für die Skrreeaner entstehen.
Übrigens ist der Prolog der Folge wunderbar geworden. Besonders die Szene, in der Kira die Bar von Quark aufsucht, wo man einen bajoranischen Barden spielen sieht, ist exzellent. Wer genau hinhört, dem dürfte auch auffallen, dass dieser eine bekannte Melodie spielt, was ein nettes Easteregg ist.
Was ist das Dominion?
Und erneut ist von einem mysteriösen Dominion die Rede. Die haben wohl die Welt erobert, auf der die Skrreeaner lange Zeit in Unterdrückung lebten. Mehr erfährt man über diese ominöse Macht jedoch nicht.
Kommen wir zum obligatorischen Vergleich Originaltitel und deutscher Titel. In Amerika hieß die Folge „Sanctuary“, also Zufluchtsort. Das trifft auf den Planeten Bajor zu, der den Skrreeanern am Ende ja verwehrt bleibt. „Auge des Universums“ ist der Name des Volkes für das Wurmloch. Und um ehrlich zu sein sind beide Titel für die Folge passend gewählt.
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