Captain Marlowe findet endlich den verschollenen Androiden, wegen dem sie in die Zone geschickt wurde.

Androiden - 12 - Marlowe (Kapitel 2)Das Szenario

Captain Marlowe irrt nun schon seit Wochen auf der Suche nach einem verschollenen medizinischen Analyse-Androiden durch die giftigen Wälder der griechischen Insel Peloponnes. Die Insel wurde zu einer Sperrzone erklärt, in welche Europa Asylsuchende abgeschoben hat. Die von den Narcos gentechnisch veränderten Pflanzen haben Marlowe längst high gemacht, sodass sie unter Halluzinationen leidet. In diesem Zustand wird sie von einer Gruppe Narcos aufgegriffen und in die nächste Stadt gebracht, wo man sie inhaftiert.

Ein militärisches Einsatzkommando, das von einem ehemaligen Kameraden Marlowes angeführt wird, befreit sie aus der Zelle. Allerdings sind die Soldaten gar nicht wegen ihr da, sondern um einen Drogenboss zu verhaften. Wie sich herausstellt, existiert Marlowes Auftrag offiziell gar nicht und für sie ist auch der Auftrag des Einsatzkommandos nicht existent. Niemand begreift, wie das sein kann und wer in den Missionsdaten herumgepfuscht hat.

Marlowe bleibt jedenfalls auf der Insel und eine Stimme in ihrem Kopf sagt ihr, dass sie einem Fluss folgen soll. Gesagt getan, trifft sie an der Quelle auf eine religiöse Sekte, die sich in antiken Ruinen eingenistet hat. Sie beten den gesuchten Androiden an, der versucht, sie auf ihre Seite zu ziehen. Gleiches versucht der vermisste Soldat Raskova, der vor ihr geschickt wurde, um den Androiden zu finden. Nun gehört er zu dessen Jüngern und offenbart Marlowe, dass er sie aus Kurdistan kennt. Sie kann sich jedoch nicht an ihn erinnern.

Von dem Androiden erfährt sie die Wahrheit über die Ereignisse in Kurdistan. Als Kane sich den Kurden anschließen wollte, hat sie den Befehl erhalten, ihn zu exekutieren, damit er nicht in die Hände der Türken fällt und diesen sein Wissen preisgeben kann. Anschließend wurde Marlowe einem Reboot unterzogen, durch das alle traumatischen Erinnerungen aus ihrem Gedächtnis entfernt wurden. Trotz dieser Erkenntnis führt sie weiterhin ihren Befehl aus und zwingt den Androiden, sie zu dessen Server zu bringen. In dem Androiden steckt nämlich nur ein Teil der KI.

Nachdem sie die KI samt der Serverfarm zerstört hat, konfrontiert sie ihren kommandierenden Offizier mit den Enthüllungen, die ihr zuteilwurden. Er endet daraufhin mit einer Kugel im Kopf, doch wird Marlowe abermals von einem Militärgericht freigesprochen und auf eine neue Mission geschickt.

Rezension von Marlowe (Kapitel 1)

Der zweite Band spielt einige Wochen nach dem ersten, was man unter anderem daran erkennt, dass Marlowes Haare deutlich länger sind. Zu Beginn hatte sie noch fast eine Glatze. Die Fortsetzung setzt nicht nur mit einigem zeitlichen Abstand ein, sondern ebenso mit räumlichem Abstand. Das bedeutet leider auch, dass die meisten Schauplätze und Charaktere aus dem ersten Band nicht wieder auftauchen. Dafür gibt es eine ganze Reihe neuer Persönlichkeiten.

Da wären zunächst der Narco-Boss Shark und seine Gang, die Marlowe im Wald aufgreifen. Aus unerfindlichen Gründen machen sie mit ihr eine Besichtigungstour durch ihr Hauptquartier und erzählen ihr, was sie dort neben der Drogenherstellung noch so alles treiben. Erst dann wird sie in eine Zelle geworfen. Aus der haut sie ein Einsatztrupp heraus, der aus nicht verifizierbarer Quelle den Auftrag erhalten hat, Shark festzunehmen, wofür es keinen konkreten Anlass gibt. Marlowe wurde dabei mit als Ziel markiert. Später mutmaßt sie, dass der gesuchte Android dahinter stecken könnte, der wohl ein Interesse daran hatte, sie zu befreien.

Nach ihrer Befreiung erhält sie erst einmal Hilfe von einem Jungen, der sie darüber aufklärt, dass sie offenkundig unter Halluzinationen leidet. Sein Vater war einst Arzt und gibt ihr ein paar Pillen, die gegen die Drogen des Waldes helfen. Danach spielen diese Nebenfiguren keine weitere Rolle. Immerhin ihr Kamerad, der sie befreit hat, dient noch einmal als Informationsbeschaffer.

Ihr Vorgänger, der bereits an ihrer Mission gescheitert ist, erweist sich derweil als weiterer Kamerad, mit dem sie in Kurdistan war. Die Erinnerungen, die zu Beginn des zweiten Bandes bereits angerissen werden, kann der gesuchte Android schließlich aufschlüsseln. Sie selbst hat ihren Geliebten Kane erschossen, und anschließend wurden ihre Erinnerungen gelöscht. Das kommt zwar überraschend, allerdings ergibt es nicht unbedingt Sinn. Wie abgebrüht muss sie damals gewesen sein?

Der verschollene Android wirkt alles in allem ein wenig verrückt, und mit dem Kult, den er um sich geschart hat, erinnert der Grundplot sehr stark an Apocalypse Now. Das ist wohl Absicht, werden doch immer wieder auch andere Filme zitiert.

Nur gleitet die Auflösung dann ziemlich ab. Das im ersten Band erwähnte Neokalifat spielt hier keine Rolle und die religiöse Gruppe wirkt eher wie eine Hippie-Kommune. Das Verhalten des Anführers ist zudem nicht gerade logisch, als wäre der Android ebenfalls auf Drogen. Warum führt er Marlowe zu seiner Serverfarm, die in einem gestrandeten Frachtkahn versteckt ist? Woher hat die Soldatin ihrerseits plötzlich die Festplatte, mit der sie die KI im Handumdrehen auslöschen kann? Und warum stellt sie sich überhaupt gegen den Androiden, wo er ihr doch die Wahrheit offenbart hat?

Der eigentliche Übeltäter ist immerhin ihr vorgesetzter Offizier, der am Ende stirbt. Dabei ist nicht ganz ersichtlich, ob Marlowe ihn erschossen hat oder er sich selbst. Die dazugehörigen Bilder sind recht zweideutig und später mutmaßen ihre Kameraden sogar, dass sie die Waffen ausgetauscht hat, um es nach einem Suizid aussehen zu lassen. Das Militärgericht spricht sie jedenfalls überraschend zum zweiten Mal frei, sie behält ihren Rang und wird wieder auf eine Mission geschickt. Das alles ist ein wenig verwirrend und enttäuscht nach dem recht starken Auftakt.

Keine grafischen Verbesserungen

Der Zeichenstil ist abermals grob und unausgereift. Zumindest bei den Charakteren, die recht kantig daherkommen. Die wesentlich detaillierteren Umgebungen passen nicht so recht dazu. Obwohl alles aus einer Hand stammt, entsteht der Eindruck, als wären für Vorder- und Hintergrund zwei verschiedene Zeichner verantwortlich gewesen, und sowieso wirkt der Hintergrund wieder größtenteils computergeneriert.

Die Kolorierung, die definitiv komplett CGI ist, kann derweil wieder weitgehend überzeugen. Die Farbwahl passt, wobei der ganze Dreck einer Dystopie angemessen ist. Die Verläufe sind überwiegend weich und Leuchteffekte sind vorhanden.

Fazit: Robokalypse now!

Das World Building ist wie schon beim ersten Teil recht überzeugend und die Anspielungen auf Apocalypse Now können als Hommage verstanden werden. Störend ist dagegen, dass die meisten Charaktere aus dem ersten Kapitel einfach herausgeschrieben worden sind und dafür neue Personen auftauchen, die ebenso schnell wieder verschwinden. Ebenso werden anfängliche Handlungselemente wie der schwarze Obelisk und das Computerspiel Combatzone fallengelassen, obwohl anfangs eine Verbindung zur Haupthandlung angedeutet wird.

Marlowe und die Suche nach dem Androiden sind der rote Faden, der jedoch in einem verworrenen Knäuel endet. Die Auflösung strotzt nur so vor Logikfehlern und weiß nicht so recht zu überzeugen. Ein spontaner Seitenwechsel wäre hier glaubwürdiger gewesen. Marlowe hätte auf Peloponnes bleiben können, wie es einst Kane in Kurdistan vorhatte. Das wäre ein eleganteres Ende gewesen.

Info

Autor: Jean-Pierre Pécau
Zeichnungen & Farben: Dim D.
Verlag: Splitter
Sonstige Informationen: Produktseite

 


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  • Story
    6/10
  • Zeichenstil
    5/10
  • Kolorierung
    8/10
6/10
Total Score
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