Als ein Asteroid auf der Erde einschlägt, wird der Android Darwin zur letzten Hoffnung für auf dem Mond gestrandete Astronauten.
Das Szenario
Der Android Darwin ist gerade mit der russischen Kosmonautin Irina auf einer Außenmission, als die beiden zurück zur internationalen Mondbasis gerufen werden. Ein Asteroid ist im Anflug, doch er wird den Mond nur streifen. Viel schlimmer ist, dass er beim Vorbeiflug in drei große Teile zerbricht, die auf der Erde zwischen Alaska und dem Ural einschlagen werden. Damit sind alle Herkunftsländer der bunt zusammengewürfelten Crew direkt von den Auswirkungen betroffen. Ihnen bleiben nur noch Stunden, um sich von ihren Liebsten zu verabschieden.
Nach den Einschlägen, von denen ein kleinerer auch das Gewächshaus der Mondbasis erwischt und dabei vier chinesische Taikonauten getötet hat, debattieren die Überlebenden, wie es nun weitergehen soll. Die Vorräte reichen nur noch für drei Monate und die Reparatur des Gewächshauses wird über ein Jahr dauern. Was sie auf der Erde erwartet, ist ungewiss, und ohnehin steht nur eine Raumkapsel für eine Person zur Verfügung. Die Wahl fällt auf Darwin, da er als Android die größten Aussichten auf Erfolg hat.
Bereits die Bruchlandung auf der Erde würde kein Mensch überleben und obendrein verbrennt ein Feuer in der Kabine Darwins künstliche Haut. Als wäre das nicht schon schlimm genug, ist der Android an der kalifornischen Küste gelandet, weit entfernt vom Trusk-Weltraumbahnhof, von wo aus er eine Rettungsrakete zum Mond starten soll. Um ans Ziel in New Mexiko zu gelangen, muss Darwin erst einmal an ein paar gewalttätigen Überlebenden vorbei. Ein Lakai des Verbrecherbosses Rabban nimmt ihn gefangen, der den Android wiederum für die Katastrophe verantwortlich macht, hinter der Rabban die Regierung vermutet.
Zur Abschreckung erschießt der Kriminelle eine Roboternutte, doch kurz darauf greift eine verfeindete Gang seinen Unterschlupf an. Darwin kann mit einer anderen Sexandroidin namens Scarlett fliehen. Die beiden schaffen es zu einem Bahnhof, von wo es weiter nach New Mexiko geht. Allerdings nur bis zu einem Einschlagskrater, der die Strecke zerstört hat. Ab da müssen sie sich ein anderes Fortbewegungsmittel suchen. Unterwegs gabeln Darwin und Scarlett ein kleines Mädchen namens Dolly auf, welches sie aus der Gewalt von Kannibalen befreien. Danach gelangen sie endlich zur Raketenstartbasis.
Unterdessen kommt es auf dem Mond zu weiteren Todesfällen. Als Erste wird Schareese tot unter der Dusche aufgefunden. Irina gibt sich mit der Diagnose des Doktors, es handele sich um einen Herzinfarkt, nicht zufrieden, denn seit wann dürfen Menschen mit Herzfehler Astronautin werden? Kurz darauf wird auch Liang erhängt aufgefunden und der Arzt geht ohne Autopsie von einem Suizid aus, zumal ein Abschiedsbrief gefunden wurde. Irina misstraut daraufhin auch dem Doktor, nachdem sie schon ihren aufdringlichen Kollegen Oleg im Verdacht hat.
Die anderen halten die Russin zunächst für paranoid, doch schließlich ergibt die Autopsie von Liang eine Rizinvergiftung. Sein Abschiedsbrief wurde gefälscht. Der Kommandant Mike schickt Irina und den Doktor los, die anderen zusammenzutrommeln. Er selbst will nach Haruki sehen. In Wirklichkeit stehlen er und Haruki sich jedoch davon und leiten Rizingas in die Station. Alle sterben, außer Irina. Sie wird nicht nur mit der Wahrheit über die Identität der Mörder konfrontiert, sondern auch mit der Wahrheit über ihre eigene Identität. Sie erledigt die beiden letzten Überlebenden nach deren Rückkehr und will sich kurz darauf mit dem Mondrover in einen Abgrund stürzen.
Im letzten Moment erhält Irina eine Nachricht von Darwin, der sie bittet, auf ihn zu warten. Fünf Monate später hat er mithilfe einer Armee von Trusk-Androiden die Raketenbasis wieder in Betrieb genommen und startet mit Dolly zum Mond.
Rezension von Darwin
Der Ansatz des zehnten Androiden-Bandes ist eigentlich ganz interessant. Ein Asteroid rast auf die Erde zu und im Gegensatz zu den ganzen Hollywood-Blockbustern gelingt es nicht, ihn abzuwehren. Budgetkürzungen als Begründung dafür, dass er erst so spät entdeckt worden ist, mögen ein wenig banal sein, aber tatsächlich ist der Himmel sehr groß, sodass da schon mal etwas durchs Raster fallen kann. Zumindest die Physik stimmt hier. Durch die Gravitationskräfte beim Vorbeiflug am Mond wird der Asteroid beschleunigt und bricht auseinander.
Die Astronauten, Kosmonauten und Taikonauten der internationalen Mondbasis können beim Untergang der Menschheit nur zusehen. Doch auch sie scheinen zum Untergang verdammt und hätten auf der postapokalyptischen Erde tatsächlich bessere Überlebenschancen als auf dem Mond, wo das Gewächshaus von einem Trümmerteil des Asteroiden getroffen worden ist.
Da der Androide Darwin am widerstandsfähigsten ist, wird er auf die Erde geschickt, um eine Rettungsrakete zu starten. Aber Moment mal: Die Mondbasis hat nur eine Ein-Mann-Rettungskapsel? Das ergibt überhaupt keinen Sinn! Es wäre glaubwürdiger gewesen, wenn es andere Raumfähren gegeben hätte, die von Asteroidentrümmern zerstört worden wären.
Was Darwin auf der Erde vorfindet, ist ebenfalls nicht sonderlich glaubwürdig. Er landet an der Küste Kaliforniens, wo er prompt auf Überlebende trifft. Kalifornien liegt am Pazifik, in dem unweit von Alaska eines der großen Asteroidenfragmente eingeschlagen ist. Sowohl die Druckwelle des Einschlags als auch der dadurch ausgelöste Tsunami hätten alles Leben im näheren Umkreis komplett auslöschen müssen. Die besten Überlebenschancen gäbe es auf der Südhalbkugel der Erde und dort am ehesten an den Atlantikseiten der Kontinente.
Nach einem Tsunami sieht es aber ohnehin nicht wirklich aus. Da stehen überall menschliche Skelette in den Straßen oder sitzen in Autos, was eher nach dem Ergebnis einer Atombombenexplosion ausschaut. Infolge eines Megatsunamis müsste eigentlich alles kreuz und quer durcheinander liegen. Der Einschlagskrater eines kleineren Asteroidenfragments weiter im Inland sieht da schon realistischer aus.
Entgegen jeder Wahrscheinlichkeit gibt es jedenfalls Überlebende. Und um die Gesetze der Wahrscheinlichkeit weiter zu strapazieren, sind sie allesamt Gangster. Allen voran Rabban, der sich wie die Bestie aus Dune benimmt und obendrein ein rechtsextremer Verschwörungstheoretiker zu sein scheint. Frei von jeglicher Vernunft gibt er der Regierung die Schuld an der Naturkatastrophe, und weil Darwin mit einer Raumkapsel gelandet ist, muss er irgendwas damit zu tun haben. Jeder Versuch des Androiden, dem engstirnigen Prepper zu erklären, dass er keine Informationen über dessen paranoide Wahnvorstellungen hat, ist zum Scheitern verurteilt.
Nachdem Rabban eine Sexpuppe völlig sinnfrei mit einem Kopfschuss verschrottet hat, greift eine andere Gang seinen Unterschlupf an. Für Darwin die Chance, mit einer weiteren Androidin zu entkommen, die ebenfalls aus einem Bordell stammt. Scarletts Programmierung kommt zunächst nicht darauf klar, dass sie sich gegen den Befehl ihres Meisters Rabban entfernt und Darwin nicht auf ihre Avancen reagiert, da er keinerlei sexuelle Bedürfnisse hat.
Darwin hingegen besitzt einen freien Willen, der es ihm kurz darauf sogar erlaubt, die drei Gesetze der Robotik zu umgehen und Menschen anzugreifen. Ein großes Glück für das Mädchen Dolly, welches gerade von einem creepy Typen entführt wird. Der sieht schon aus wie ein Klischee-Päderast aus der Gosse, allerdings hat er noch viel Gruseligeres mit dem Kind vor. Er und seine Frau Martha sind nämlich Kannibalen. Man könnte meinen, der Asteroideneinschlag sei schon zwanzig Jahre her und nicht erst zwei Monate, dass scheinbar keine Konserven mehr zu finden sind und die Menschen zu solch extremer Barbarei neigen, um zu überleben.
Der Android bricht der Kannibalin das Genick und erschießt ihren Mann, danach geht es endlich weiter zum Zielort: die Trusk-Raketenbasis. Der Name des Bauherren Donald Trusk ist offenkundig eine Anspielung auf das Space-Force-Programm von Donald Trump sowie das Unternehmen Space X von Elon Musk. Obendrein nimmt der 2022 erschiene Comic die enge Verbindung zwischen den beiden vorweg, welche sich zwei Jahre später im Präsidentschaftswahlkampf ergeben hat. Natürlich ist das Wortspiel etwas sehr dick aufgetragen, und um wirklich keinen Zweifel daran aufkommen zu lassen, wie es gemeint ist, wird sich noch über Musks Pläne zur Eroberung des Mars lustig gemacht.
Die Erklärung, warum die Raketenbasis aufgegeben wurde, ist dann wieder sehr dünn. Eigentlich sollte sich die Raumfahrt in naher Zukunft zu einem lukrativen Geschäftsmodell entwickeln. Stattdessen liegt alles brach und die Mondbasis ist schon vor dem Asteroideneinschlag von der Erde abgeschnitten. Hunderte Androiden sind allerdings noch auf der Raketenbasis stationiert und im Ruhemodus, was ebenso wenig Sinn ergibt. Man hätte sie nach der Schließung leicht anderweitig einsetzen können. Welcher Insolvenzverwalter lässt die teure Technik einfach so verrotten? Dieser Logikfehler dient allein dem Zweck, die Basis wieder in Betrieb zu nehmen, was Darwin allein nicht in angemessener Zeit schaffen könnte.
Die veralteten Computer, die mit den Röhrenmonitoren nach Technik der 1990er Jahre aussehen, wirken indes deplatziert, bringen allerdings die Leistung moderner Supercomputer. Mit ihnen gelingt es Darwin, seinen freien Willen auf Scarlett zu übertragen und man ahnt bereits, worauf das Finale hinausläuft. Die Maschinen beerben die Menschheit.
Deren klägliche Reste sind nicht allzu sehr am Überleben der eigenen Spezies interessiert und damit sind nicht nur die Kannibalen auf der Erde gemeint. Auf dem Mond sterben die wenigen Überlebenden ebenfalls plötzlich und unerwartet hinweg. Irina ist zunächst die Einzige, der das seltsam vorkommt. Zunächst verdächtigt sie ihren russischen Kollegen Oleg, weil dieser etwas zu aufdringlich ist. Doch am Ende stellt sich der Amerikaner Mike als Mörder heraus, der glaubt, mit Haruki allein eine neue Zivilisation aufbauen zu können. Wer braucht schon genetische Vielfalt? In der Bibel hat es ja schließlich auch mit Inzest geklappt.
Die Morde sind dabei gleich in doppelter Hinsicht unnötig. Zum einen schieben sie das Ende der Vorräte nur auf, zum anderen hat Darwin längst Kontakt zur Mondbasis aufgenommen, nur hat niemand seinen Funkspruch gehört, weil alle mit den Todesfällen beschäftigt sind. Welch bittere Ironie! Alle hätten gerettet werden können, doch die Einzige, die am Ende noch da ist, um Darwins nächsten Funkspruch zu hören, ist Irina, welche sich an den beiden Mördern gerächt hat. Sie muss noch fünf Monate auf ihre Rettung warten und das letzte menschliche Wesen, das sie dabei noch antreffen wird, ist die kleine Dolly.
Düstere Zukunft in Grau und Orange
Autor und Zeichner sind bei diesem Band dieselbe Person. Vielleicht liegt es daran, dass die trostlose Geschichte in ebenso rauen Bildern erzählt wird. Der Stil ist jetzt nicht schlecht, aber zumindest ungewöhnlich. Die Linien sind nicht immer akkurat ausgeführt, sondern eher dezent, sodass die Zeichnungen eher wie Aquarellgemälde wirken. Der Detailgrad wird dadurch nur geringfügig beeinträchtigt und ist alles in allem akzeptabel.
Die Gesichter bleiben wiedererkennbar und geben den Charakteren ein aussagekräftiges Profil. Rabban sieht mit seinen Tätowierungen besonders fies aus, was seinem hässlichen Charakter entspricht. Die Kleidung fällt natürlich, sofern die Charaktere überhaupt etwas anhaben. Vor allem Scarlett lässt als ehemaliger Sexbot gerne mal die Hüllen fallen, womit der Comic mal wieder nicht ganz jugendfrei ist. Warum die Androiden am Ende ebenso auf ihre Haut verzichten, ist nicht ganz nachvollziehbar.
Bei Darwin werden darunter an mehreren Stellen wie den Händen und dem Hinterkopf umgedrehte Dreiecke mit der Zahl 23 sichtbar. Ist das seine Modellnummer oder ein Hinweis auf seine Erbauer? In jedem Fall ein überflüssiges Detail, denn eigentlich wäre es unter der Haut gar nicht sichtbar. Ein anderes Detail auf der Uniform, welche Scarlett am Ende trägt, dürfte derweil Trekkies sehr bekannt vorkommen. Haben die Androiden etwa ihre eigene Sternenflotte gegründet oder was macht da deren Logo auf der Brust?
Während die Charaktere ganz okay aussehen, ist die Architektur dagegen oft eher grob skizziert. Insbesondere die Mondbasis sieht von außen nicht sonderlich eindrucksvoll aus. Der malerische Stil kommt erst bei den Mondkratern sowie dem Einschlagskrater auf der Erde so richtig zur Geltung. Landschaften hat der Zeichner definitiv drauf.
Die Kolorierung stammt ebenfalls aus derselben Hand und besticht durch weiche Verläufe. Der Lichteinfall sieht gut aus, die Glanzeffekte sind eher dezent. Was auffällt, ist die begrenzte Farbpalette. Auf der Mondoberfläche ist logischerweise alles grau, was durchaus passt. Ansonsten dominieren jedoch Orangetöne, was eine apokalyptische Stimmung erzeugt.
Fazit: Robokalypse
Die Handlung ist ziemlich düster, fast alle menschlichen Charaktere sind unsympathisch oder gar kriminelle Psychopathen. Hinzu kommen jede Menge Logikfehler. Der Knaller dabei ist, dass eine voll besetzte Mondbasis nur eine einzige Rettungskapsel für eine Person hat. Eine solche Sicherheitslücke wäre in der realen Raumfahrt undenkbar! Was den Comic dann doch wieder lesenswert macht, ist die grafische Umsetzung, die zwar nicht an den Vorgängerband heranreicht, aber dennoch anschaulich ist.
Info
Autor & Zeichner: Alain Brion
Verlag: Splitter
Sonstige Informationen: Produktseite
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Warpskala
Warpskala-
Story4/10
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Zeichenstil8/10
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Kolorierung8/10
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