Im Jahr 2095 kommt es bei einem G8-Gipfel auf der Odissey-Raumstation zu einer Geiselnahme.

Androiden - 08 - OdisseyDas Szenario

Die Odissey-Raumstation ist eigentlich ein Luxushotel für reiche Weltraumtouristen. Zum 120. Jahrestag der G8 findet das aktuelle Treffen jedoch erstmals im Weltraum statt, weshalb die Station für den Tourismus vorübergehend gesperrt ist. Alle Angestellten, darunter zwanzig Androiden, unterstehen strengen Sicherheitsvorkehrungen. Die meisten Staatsoberhäupter treffen pünktlich ein, nur die von Russland und Japan verspäten sich um einen Tag. Noch vor deren Ankunft überwältigen eine Handvoll Terroristen, die sich schon vor Jahren auf der Odissey eingeschlichen haben, die Leibwächter und nehmen die Diplomaten als Geiseln. Die Nachzügler geraten ebenfalls in ihre Hände.

Die Terroristen haben nur eine Forderung: Sie wollen mit dem Androidenschöpfer Joaquim Kilver sprechen. Andernfalls drohen sie mit der Hinrichtung der Geiseln, von denen sie drei hochrangige Vertreter mit Sprengstoffgürteln versehen haben. Die Stationsangestellte Lenna Davis überzeugt die Geiselnehmer, sie und die drei Betreffenden auf die Toilette zu lassen. Sie nutzt die Gelegenheit, um alle Personen mit Sprengstoffgürteln in einen gepanzerten Raum zu sperren, in den das Signal des Auslösers nicht vordringen kann. Dafür wird sie scheinbar erschossen.

Zwischenzeitlich hat sich ein getarntes Spezialkommando auf die Station geschlichen und einige Terroristen ausgeschaltet. Diese können jedoch wieder die Oberhand gewinnen. Als sie endlich mit Kilver in Kontakt treten, verlangen sie von ihm, ein Signal auszusenden, welches alle Androiden der dritten Generation enttarnt. Diese können sich anders als ältere Modelle unerkannt unter den Menschen bewegen. Kilver leugnet zunächst, dass die Regierungen und Konzerne wichtige Schlüsselpositionen mit loyalen Androiden besetzt hätten. Schlussendlich gibt er dem Druck jedoch nach und sendet den Code.

Tatsächlich wachen daraufhin überall auf der Welt Androiden aus ihrem Schläfermodus auf. Auch unter dem Stationspersonal und den Diplomaten befinden sich getarnte Androiden. Ihre Deckerinnerungen werden gelöscht und sie werden von ihrer wahren Identität völlig überrumpelt. Einige schwören Kilver Rache, andere sind mit der Wahrheit über ihre Existenz völlig überfordert. Einige halten aber loyal zu ihren Auftraggebern, darunter Jade, die zum Spezialkommando gehört, welches die Geiseln befreien soll.

Unter den Geiselnehmern ist derweil ein Streit ausgebrochen, wie nun weiter zu verfahren sei. Der Anführer gibt sich mit dem Ergebnis zufrieden, während Harold, der einstige Geliebte von Lenna Davis, die Sprengsätze zünden will. Da er von Lenna, die sich als Teil der Verschwörung entpuppt, erfahren hat, dass die Enttarnung der Androiden nichts verändern wird, will er die gesamte Führung der G8-Staaten auslöschen. Jade kann ihn aufhalten, doch muss sie überdenken, wem ihre Loyalität wirklich gilt.

Rezension von Odissey

Der Comic beginnt recht unbeschwert. Lenna und Harold werden zunächst als Liebespaar dargestellt, finden sich jedoch später auf entgegengesetzten Seiten wieder. Harold und eine Handvoll weiterer Stationsmitarbeiter haben sich gezielt auf der Odissey beworben, um über ein Jahrzehnt hinweg einen Plan zu entwickeln, eine Verschwörung aufzudecken. Doch stand wirklich schon so lange im Voraus fest, dass die G8 einst auf der Raumstation tagen werden?

Jedenfalls werden die Motive der Geiselnehmer lange Zeit zurückgehalten, sodass nicht ganz klar ist, ob sie die Guten oder einfach nur böse Terroristen sind. Das erzeugt zwar Spannung, doch ihr skrupelloses Vorgehen lässt am Ende kaum Sympathien für sie aufkommen. Sie ballern eiskalt jeden nieder, der ihnen in die Quere kommt, darunter zwei Androiden der zweiten Generation, die überhaupt keine getarnten Schläfer sind. Selbst gegeneinander erheben sie am Ende die Waffen und lösen ihre internen Konflikte durch Gewalt. Die Geiselnehmer verhalten sich wie blindwütige Soziopathen, ohne Mitgefühl und menschlichen Kern.

Die Gegenseite ist auch nicht besser, vor allem Lenna. Diese ist in Wahrheit eine Agentin, deren Auftraggeber mit einem Coup ihrer Gegner gerechnet haben. Dumm nur, dass ihr Geliebter Harold dazu gehört, aber die Gefühle können beide schnell abstellen. Es gibt wahrlich kaum sympathische Charaktere. Am ehesten kann man noch mit den Androiden mitfühlen, sowohl mit denen der zweiten Generation als auch mit denen der dritten. Wobei deren Enttarnung die Frage aufwirft, was solche Schläfer überhaupt wert sind. Sie glauben, Menschen zu sein, was sie entsprechend handeln lässt. Von ihrer wahren Identität sind sie selbst völlig überrascht, und das bringt sie wiederum dazu, sich gegen ihre Schöpfer zu wenden.

Nichtsdestotrotz bietet der Comic jede Menge Gesellschaftskritik. Das fängt schon damit an, dass viele Steuerzahler der G8-Staaten wenig Verständnis dafür haben, dass ihre Repräsentanten in einem Luxusweltraumhotel tagen, was weit mehr kostet als die ohnehin schön üppigen Zusammenkünfte. Der Einfluss der Konzerne auf die Politik wird ebenfalls angesprochen, ist er doch zentrales Kernelement der Verschwörung rund um die Androiden der dritten Generation. Die Auflösung der Situation ist ziemlich drastisch.

Futuristisches Ambiente

Nichts zu kritisieren gibt es an der grafischen Umsetzung. Die Odissey-Station hat einen wunderbar futuristischen Look, es mangelt nicht an Umgebungsdetails, die alles sehr funktional und ansprechend wirken lassen. Die Charaktere sind ebenfalls hervorragend gezeichnet und jederzeit wiedererkennbar. Mimik, Gestik sowie der Faltenwurf der Kleidung sind absolut natürlich.

Die Farben sind gut gewählt und die Verläufe überwiegend weich. Glanzeffekte sind vorhanden und an Beleuchtung mangelt es ebenfalls nicht. Auffällig ist nur, dass die Station mal gelb und mal blau beleuchtet ist. Die Weltraumhintergründe sehen super aus und laden zum Träumen ein. Im Vergleich zum Cover hält der Inhalt, was der Einband verspricht.

Fazit: Schonungslos, aber schön anzusehen

Die Handlung ist jetzt nicht überragend innovativ und kommt als eine Mischung aus Stirb langsam in Space und Blade Runner daher. Dennoch baut sich zeitweise Spannung auf, nur der Mangel an sympathischen Charakteren ist beklagenswert. Dafür sehen alle super aus, wobei das visuelle Vergnügen den größten Reiz am achten Band der Androiden-Reihe ausmacht.

Info

Autor: Jean-Charles Gaudin
Zeichner: Federico Dallocchio
Farben: Thyago Bandão & Bertrand Benoit
Verlag: Splitter
Sonstige Informationen: Produktseite

 


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  • Story
    6/10
  • Zeichenstil
    10/10
  • Kolorierung
    9/10
7/10
Total Score
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