Jerrod wacht mitten in einer Alien-Invasion auf und hat plötzlich empathische Kräfte.
Das Szenario
Jerrod wird von drei anderen Menschen aus einem schleimigen Kokon befreit. Sie alle sind Überlebende einer Alien-Invasion und müssen vor Energiewesen fliehen, die sich aus Trümmerteilen eine physische Gestalt formen. Von der empathischen Amber, dem telekinetisch begabten Sergej und dem pyrokinetischen Oliver wird er über die aktuelle Situation aufgeklärt. Es gibt weitere Überlebende und alle haben psychokinetische Fähigkeiten, die im Kampf gegen die Invasoren hilfreich sind. Jerrod selbst soll einer der stärksten Empathen sein, doch davon merkt er zunächst noch nichts.
Er folgt den anderen Dreien und schon bald treffen sie auf eine weitere Gruppe Überlebender, die gegen ein Schrottmonster kämpfen. Seine Begleiter halten ihn jedoch davon ab, einzugreifen, denn ein Sieg über einen Feind bedeutet, dass dieser sich selbst in einem tödlichen Energieblitz vernichtet. Sie können den anderen also nicht helfen, ohne dabei ihr eigenes Leben zu riskieren, und angeblich sei Jerrod zu wichtig, um bei einer sinnlosen Hilfsaktion zu sterben. So flüchten sie in einen U-Bahnschacht und bringen Jerrod zu einem Gebäude, in dem sich mehrere Überlebende verschanzt haben.
Diese halten dort eines der Energiewesen gefangen und hindern es mittels Telekinese daran, sich eine physische Form zusammenzubauen. Jerrod nimmt telepathischen Kontakt zu der Entität auf und erfährt von ihr, dass deren Heimatwelt einst von einer Spezies intelligenter Mikroorganismen befallen und zerstört wurde. Diese zweite Spezies haben sie bis zur Erde verfolgt, die dadurch in den interstellaren Konflikt gezogen wurde. Pech für die Menschheit.
Doch Jerrod erfährt noch mehr, was er den anderen zunächst vorenthält. Die haben ohnehin erst einmal andere Probleme, denn durch den Kontakt kann sich das Energiewesen befreien und holt sogleich seine Freunde zu Hilfe. Erneut müssen die Überlebenden unter schweren Verlusten fliehen, doch mit dem gewonnenen Wissen stellt Jerrod den Invasoren eine Falle. Zwei weitere Menschen, darunter Sergej, opfern sich, um durch die Explosion zweier Feinde ein Loch in den Boden zu bohren. Jerrod wusste genau, wo er in die Tiefe gehen musste und entdeckt dort mit Amber und Oliver eine außerirdische Struktur, welche die Mikroorganismen angelegt haben.
Diese ist jedoch beschädigt, was erklärt, warum die Überlebenden in anderen Städten im Kampf gegen die Energiewesen bisher erfolgreicher waren. Jerrod kann das wieder in Ordnung bringen und erfüllt damit seine Aufgabe. Nachdem das letzte Geheimnis gelüftet ist, gelingt es, den Krieg für die Menschheit zu entscheiden.
Rezension von Invasion
In der Science Fiction wimmelt es von Geschichten über Invasionen. Da braucht es also schon außergewöhnliche Ideen, um aus der großen Masse hervorzustechen. Dem dritten Band der Androiden-Reihe gelingt dies durchaus, obgleich einige Elemente etwas bizarr anmuten. So handelt es sich bei den Invasoren um Energiewesen, die sich physische Avatare aus Schrott zusammenbauen. Diese können zerstört werden, was kurioserweise auch zum Tod der energetischen Entitäten führt. Diese explodieren dann, womit sie alle Menschen in ihrer Umgebung mit in den Tod reißen.
Ebenso fantastisch ist es, dass die überlebenden Menschen plötzlich Superkräfte wie Telekinese und Pyrokinese haben. Außerdem gibt es noch Empathen, die eigentlich sogar Telepathen sind. Diese haben zwar keinen Vorteil im Kampf, können aber Kontakt zu den Außerirdischen aufnehmen. So erfährt der Protagonist Jerrod etwas über die Invasoren und deren Motive. Ihre Welt wurde selbst von einer fremden Spezies von Mikroorganismen zerstört und so machen sie eigentlich Jagd auf diese und nicht auf die Menschheit.
Der Grund, warum die Energiewesen auch Jerrod und die anderen Überlebenden angreifen, wird bis zum Ende geheim gehalten. Zunächst erzählt er seinen Begleitern nichts und als er sie einweiht, wird das Gesagte der Leserschaft weiterhin verborgen. Ein intelligenter Schachzug, der die Spannung aufrecht erhält. Durch die Einbindung in die Androiden-Reihe wird dieser Effekt jedoch deutlich geschmälert, denn wer könnten wohl die Androiden sein? Man ahnt es bereits.
Was die Mikroorganismen auf der Erde erschaffen haben, ist schon wirklich beeindruckend. Allerdings wirft es die Frage auf, warum sie mit ihren Fähigkeiten die Heimatwelt der Energiewesen nicht wiederhergestellt haben? Immerhin wollen sie die Erde samt ihrer Bewohner erhalten, haben also offenkundig aus ihren Fehlern gelernt. Die diplomatische Option wird hier leider komplett außen vor gelassen, was schade ist. Immerhin sind die Invasoren letztendlich auch nur Opfer.
Ganz nett sind dagegen die zahlreichen Anspielungen auf Invasionsfilme, wodurch der Protagonist leicht nerdig wirkt. Er scheint ein Marvel-Fan zu sein und einmal ist im Hintergrund sogar ein Iron Man-Poster zu sehen. Jerrod hat jedoch auch einige menschliche Fehler, die ihm Glaubwürdigkeit verleihen. Teilweise wirkt er etwas skrupellos, als er z. B. Sergej und einen weiteren Überlebenden opfert, um mit der Explosion einiger Energiewesen ein Loch zum Nexus der Mikroben zu bohren. Allerdings wird dort enthüllt, warum er das getan hat.
Raue Optik
Der Zeichenstil ist sehr rau und kantig, was vor allem bei den Charakteren auffällt. Dem Detailgrad ist das dezent abträglich, wobei dieser im Hintergrund oft deutlich ausgefeilter ist. Vor allem mit dem Mauerwerk hat man sich viel Mühe gegeben und die Graffitis an den Wänden sehen ebenfalls gut aus. Der Nexus, den die Mikroorganismen errichtet haben, erinnert an ein Kunstwerk von H. R. Giger. Es ist schon etwas seltsam, wenn die Umgebungen besser aussehen als die darin agierenden Figuren. Nur das Cover hat einen weicheren Zeichenstil, bei dem alles ausgewogen ist. Die Perspektiven sind dagegen außen wie innen durchgehend gelungen.
Die Farbwahl passt zu der düsteren Stimmung und besticht durch weiche Verläufe. Ganz fotorealistisch ist die Koloration zwar nicht, aber dennoch sehr natürlich, was vor allem am hervorragenden Lichteinfall liegt. Es mangelt höchstens an Glanzeffekten, Leuchteffekte sind dagegen vorhanden.
Fazit: Invasiv
In einigen Punkten hätte mehr aus dem Plot herausgeholt werden können, vor allem wäre eine friedliche Konfliktbeilegung durchaus möglich gewesen. Nichtdestotrotz fällt Invasion durch außergewöhnliche Elemente aus dem Rahmen des Altbekannten. Intelligente Mikroben, die die Menschheit vor Energiewesen retten, gab’s in dem Genre noch nicht. Außerdem wird die Auflösung bis ganz zum Schluss aufgespart, wobei es für den Überraschungseffekt besser gewesen wäre, den Comic nicht in der Androiden-Reihe zu veröffentlichen, obgleich er genau dorthin passt. An der Qualität des bei Splitter erschienen Hardcover-Bandes gibt es natürlich nichts auszusetzen.
Info
Autor: Sylvain Cordurié
Zeichner: Emmanuel Nhieu
Farben: Digikore Studios
Verlag: Splitter
Sonstige Informationen: Produktseite
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Warpskala
Warpskala-
Story7/10
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Zeichenstil7/10
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Kolorierung9/10
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