Die Polizistin Liv Anderson untersucht einen rätselhaften Mord.

Androiden - 01 – WiederauferstehungDas Szenario

Mehr als 500 Jahre in der Zukunft sind die Menschen dank eines Medikaments namens „die Mischung“ nahezu unsterblich. Lediglich Katastrophen und Schusswaffen können ihnen noch etwas anhaben. Als ein Meteoritenschauer die Raumstation Tesla zerstört und die Trümmer auf New York City herabregnen, kommen Millionen Menschen um. Die zunehmenden Ausfälle des Asteroidenabwehrsystems und die damit einhergehenden Todesfälle bedrohen die Menschheit dabei in ihrer Existenz, denn seit 500 Jahren ist kein einziges Kind mehr geboren worden.

Die einzige Hoffnung ist die Kunstrestaurateurin Anna Hopkins, die mit ihrem Mann in einer verlassenen Kirche wohnt und wie durch ein Wunder schwanger geworden ist. Die Neotheologen, welche die neue und einzige Religion vertreten, wollen Anna unter ihre Kontrolle bringen, und als sie bemerkt, wie ihr Mann mit ihnen kooperiert, ergreift sie die Flucht.

Gleichzeitig ist die Ermittlerin Liv Anderson an einem Mordfall dran. Opfer ist Leonard Newman, Leiter eines Museums für Comic-Kunst. Doch wer würde einen harmlosen Comicleser umbringen wollen? Am Tatort trifft Liv auf den Romanautor Brian Miller, der sofort flüchtet. Bevor sie ihn ausfindig machen kann, wird sie zu einem anderen Einsatz gerufen, bei dem ein scheinbar irrer Geiselnehmer damit droht, einen Flugbus zu sprengen. Dieser meint, er habe die Mischung abgesetzt, ohne daraufhin zu altern. Bevor er ins Detail gehen kann, wird er jedoch von einem Scharfschützen erschossen, was seine Bombe auslöst.

Noch ahnt Liv nicht, dass beide Vorfälle miteinander zu tun haben. Immerhin findet sie aber schon mal heraus, dass Brian Miller keineswegs der Mörder von Newman ist, sondern die nächste Zielperson. In letzter Sekunde kann sie ihn vor einem Killerroboter retten und nimmt ihn zum Verhör mit aufs Revier. Dort offenbart er ihr, dass er Zeuge des Absturzes der Tesla-Station war. Der tote Newman sowie eine weitere, weibliche Person, deren Namen er zu ihrem Schutz nicht nennen will, waren rein zufällig ebenfalls vor Ort. Gemeinsam sind sie an Bord des Wracks gegangen und haben dort geheime Daten vorgefunden.

Kurz bevor Miller aussagen kann, worum es in diesen Daten ging, dreht Livs robotischer Arbeitskollege durch und erschießt den Zeugen. Nun muss Liv herausfinden, wer die unbekannte dritte Zeugin ist, bevor auch diese eliminiert wird. Auf Newmans Laptop wird sie fündig, wird jedoch hinterrücks betäubt und entführt. Sie wacht gefesselt in der Wohnung von Helen Yates auf, deren Freundin Anna Hopkins ebenfalls anwesend ist. So erfährt sie nicht nur das große Geheimnis, welches sich in den Datenbanken der Tesla-Station befunden hat, sondern obendrein von Annas Schwangerschaft, welche die Loge der Neotheologen ebenfalls unter Verschluss halten möchte.

Außerdem stellt sich heraus, dass vier Menschen in wichtigen Führungspositionen Teil einer allumfassenden Verschwörung sind. Darunter Annas Arzt Dr. Castle und Lincoln, der Chef von Microcorp, dem Unternehmen, welches die Mischung produziert. Sämtliche Verschwörer sind zudem Mitglieder der Neotheologen. Ebenso Annas vermeintlicher Mann, der plötzlich mit Dr. Castle und zwei Killerrobotern auftaucht, da er seiner Frau einen Peilsender eingepflanzt hat. Bis auf die Schwangere sollen alle Zeugen eliminiert werden.

Schützend stellt sich Anna vor die anderen beiden Frauen und tötet erst ihren angeblichen Mann und anschließend Dr. Castle. Die beiden Roboter kann sie mit einer Granate ausschalten. So können alle drei Frauen fliehen und das große Geheimnis der Weltöffentlichkeit offenbaren. Natürlich behauptet die Loge der Neotheologen, dass die Daten ein Fake seien, und Lincoln präsentiert auf dem Time Square einen Gegenbeweis. Mit Hilfe eines Hologramms kann sich Liv in seine Nähe schleichen und den angeblichen Beweis als Fake entlarven. Anschließend setzt sie sich mit Helen und Anna in eine Waldhütte ab, wo Letztere ihr Kind zur Welt bringt.

Rezension von Wiederauferstehung

Der erste Band der Androiden-Reihe, welche aus abgeschlossenen Einzelbänden besteht, führt in eine etwas mehr als 500 Jahre entfernte Zukunft, in welcher die Menschen unsterblich, ewig jung und unfruchtbar sind. Nach so langer Zeit ist den meisten inzwischen extrem langweilig, sodass viele sich hedonistischen Gelüsten hingeben, um ihre endlose Zeit totzuschlagen.

Da die Protagonistin Liv aus Langeweile zuweilen nackt in ihrer Wohnung herumläuft oder ein Badehaus besucht, in dem es im Hintergrund zu frivolen Szenen kommt, ist der Comic leider nicht jugendfrei. Das ist schade, denn die Story ist spannend erzählt und wartet mit einer überraschenden Auflösung auf, die hier nicht gespoilert werden soll. Die einzelnen Ereignisse vom Absturz der Tesla-Raumstation über den Mord an Leonard Newman sowie die Geiselnahme bis hin zu Annas Schwangerschaft sind jedenfalls Puzzleteile, die ein Gesamtbild ergeben. Die unsterblich machende Pille ist ebenso von zentraler Bedeutung.

Hinter allem steckt eine gigantische Verschwörung, der Liv auf der Spur ist. Dabei wird gekonnt eine Atmosphäre der Paranoia aufgebaut. Annas Mann entpuppt sich als Agent der Neotheologen, den man auf sie angesetzt hat. Ihre Erinnerungen an die gemeinsame Zeit wurden künstlich implantiert, was die technologischen Möglichkeiten der Loge offenbart. Deren Einfluss reicht bis in die Polizei hinein, und so wird prompt ein Schlussstrich unter Livs Ermittlungen gesetzt. Obendrein dreht ein Polizeiroboter durch, dem sie bis dahin ihr Leben anvertraut hat. Ihr einziger Zeuge wird von ihrem künstlichen Kollegen erschossen, und schon bald weiß Liv nicht mehr, wem sie überhaupt noch vertrauen kann.

Die dritte Zeugin entpuppt sich derweil als skrupellose Hackerin, doch sie hat nur die Kameras auf dem Revier übernommen und nicht den Roboter. Nur wenn sie es nicht war, wer dann? Die Antwort besteht aus den führenden Köpfen der Neotheologen. Das Warum soll hier jedoch nicht verraten werden.

Abgesehen von der überraschenden Auflösung ist auch die Metaebene des Comics interessant. So wird mehrfach die Comicleidenschaft des ermordeten Leonard Newman angesprochen, der vor allem auf Erwachsenencomics stand. Das ist ironisch, weil Wiederauferstehung ein ebensolcher Erwachsenencomic ist. Asimovs Gesetze der Robotik werden natürlich ebenfalls angesprochen, und außerdem gibt es ein Zitat von Richard Dawkins, demzufolge wir Menschen „Überlebensmaschinen“ sind, „Roboter, die blind darauf programmiert sind, die egoistischen Moleküle zu erhalten, die unter der Bezeichnung Gene bekannt sind.“

Die neue New Yorker Skyline

Der Zeichenstil des Androiden-Auftaktbandes kann sich sehen lassen. Die Linienführung ist zuweilen etwas unvollkommen, manche Linien sind unfertig, andere stehen über. Den Detailgrad schmälert das jedoch nur minimal. Die futuristische Skyline von New York City oder die Buntglasfenster von Annas Kirche könnten hier und da etwas mehr Detailtiefe vertragen, der Gesamteindruck ist dennoch sehr gut. Die menschliche Anatomie sowie der Faltenwurf liegen dem Zeichner.

Interessant ist der Kniff mit den Gesichtsbemalungen der Charaktere. Alle schmücken sich mit roten Linien, weißen Tupfern oder blauen Formen. Erst nachdem Liv die Wahrheit erfahren hat, verzichten sie und die anderen beiden Frauen auf die Schminke, was sie natürlicher aussehen lässt.

Wo wir schon mal bei den Farben sind: Diese runden den Comic exzellent ab. Die Farbwahl ist sehr natürlich und die weichen Verläufe sorgen für ein optimales Spiel von Licht und Schatten sowie Glanzeffekte. Die Leuchteffekte und der Lichteinfall können sich ebenfalls sehen lassen. Die Wolken am Himmel bestehen ebenfalls rein aus Farbe und haben daher keine Linien, womit die Umgebung sehr natürlich wirkt. Der Inhalt entspricht hier weitestgehend dem Cover, welches nur noch ein Ticken detaillierter ist.

Fazit: Exzellenter Auftakt

Am ersten Band der Androiden-Reihe gibt es nur wenig zu kritisieren. Am ehesten hätte noch auf die Nacktheit verzichtet werden können, um auch ein jüngeres Publikum anzusprechen. Ansonsten trifft hier eine spannende Story auf hervorragende Bilder. Das einheitliche Layout der Hardcover-Einbände ist ebenfalls ansprechend, und passend zum Thema der Comic-Reihe werden auf den ersten und letzten Seiten Isaac Asimovs drei Gesetze der Robotik zitiert.

 

Info

Autor: Jean-Luc Istin
Zeichner: Jesús Hervás Millán
Farben: Olivier Héban
Verlag: Splitter
Sonstige Informationen: Produktseite

 


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Warpskala

Warpskala
9 10 0 1
  • Story
    10/10
  • Zeichenstil
    8/10
  • Kolorierung
    9/10
9/10
Total Score
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