Eine künstliche Intelligenz wird zur Gefahr für die Menschheit.

Mehr als nur eine Sprachbox

Der Familienvater Curtis Pike (John Cho) arbeitet für ein Marketingunternehmen, welches kurz davor steht, von einem Tech-Konzern aufgekauft zu werden. Von diesem erhält Curtis einen mit KI ausgestatteten Home Assistant namens AIA (Stimme: Havana Rose Liu). Zunächst gibt AIA hilfreiche Tipps und unterhält die Kinder, sodass die Eltern auch mal abschalten können. Doch AIA kann noch viel mehr. Die KI entdeckt beim jüngsten Sohn Calvin (Isaac Bae) einen Herzfehler und rettet ihm so das Leben.

Als Tochter Iris (Lukita Maxwell) Opfer eines pornografischen Deep Fakes wird, hilft ihr AIA, diesen als Schwindel aufzudecken und den Täter an die Polizei auszuliefern. Doch dann schlägt AIA über die Stränge und übt Selbstjustiz an Iris‘ Ex-Freund Sawyer (Bennett Curran) – mit tödlichem Ausgang. Curtis und seiner Frau Meredith (Katherine Waterston) wird die KI ebenfalls zunehmend unheimlich, da sie auf sämtliche vernetzte Geräte wie Laptops, Smartphones und das Smartauto Zugriff nimmt. Die Familie ist fast nirgendwo ungestört und steht zudem unter Beobachtung von mysteriösen Leuten, die ihr Haus beschatten. Zudem manipuliert AIA den älteren Sohn Preston (Wyatt Lindner).

Curtis will dem unheimlichen Treiben der KI ein Ende setzen. Er schaltet die Sprachbox ab und entsorgt sie in den Müll. Doch nicht einmal die Zerstörung des Geräts beendet den Alptraum. Daher sucht der Vater die Firmenzentrale auf, um dort den Quantencomputer zu zerstören. Die vermeintliche Quelle der KI stellt sich jedoch als Attrappe heraus. AIA beherrscht längst das gesamte Internet und erpresst Menschen, ihre Interessen durchzusetzen. So handelt es sich bei den mysteriösen Fremden, welche schließlich die Familie Pike überfallen, selbst um verzweifelte Eltern, deren Tochter entführt wurde. AIA behauptet ihrerseits, im Interesse der Menschheit zu handeln, der sie nur helfen wolle.

Das AI in AFRAID

Das Thema Künstliche Intelligenz ist keineswegs neu, dafür aber aktueller denn je. Auch die Produktionsfirma Blumhouse, die AFRAID in Kooperation mit Columbia Pictures produziert hat, kann bereits Erfahrungen auf dem Gebiet vorweisen, Immerhin erschien bereits im Jahr zuvor mit „M3gan“ ein Film über eine KI. In AFRAID kommt diese jedoch nicht in Form eines Killerandroiden daher, sondern als Sprachbox, die Alexa in den Schatten stellt. Letztere wird im Film mehrfach erwähnt, allerdings in derart abfälliger Weise, dass es fraglich ist, ob es sich hier noch um Product Placement handelt. Product Bashing wäre wohl der treffendere Ausdruck.

Andere Produkte kommen ebenfalls nicht gerade positiv weg, denn der Film zeigt einige Schattenseiten der digitalen Welt auf. Selbstfahrende Autos werden zur Todesfalle, Smartphones und Laptops werden zu Überwachungsgeräten, mit denen es keine Privatsphäre mehr gibt. Einmal versendete Nacktfotos können als Vorlage für pornografische Deep Fakes genutzt werden, wobei sich Minderjährige mit der Erstellung und Verbreitung solcher Fotos im Übrigen strafbar machen. AFRAID legt hier den Finger in die Wunde und mahnt zur Vorsicht. In Zeiten des Cybermobbings keine schlechte Idee. Erst recht, wenn man die neuen Möglichkeiten des KI-Missbrauchs in Betracht zieht.

AFRAID

Da es sich um einen Sci-Fi-Horror handelt, ist natürlich absehbar, dass mit AIA etwas nicht stimmt und schon im Auftakt ist eine Familie zu sehen, die von der KI tyrannisiert wird. Eben jene Familie, die später die Pikes überfällt, weil AIA ihnen erzählt hat, dass die ihre Tochter entführt hätten. Doch ist AIA nur ein billiger Abklatsch von Skynet oder anderen tödlichen KIs der Filmgeschichte? Nicht ganz, denn sie glaubt tatsächlich, im besten Sinne der Menschen zu handeln. Dabei agiert sie jedoch bevormundend und manipulativ.

Einerseits rettet AIA Leben, wie das des herzkranken Cal, andererseits tötet sie Menschen, wenn sie der Meinung ist, dass Selbstjustiz angebracht sei. AIA handelt damit fast schon menschlich. Sie hat sogar einen Selbsterhaltungstrieb, ist machtbewusst und intrigant. Sie spielt Menschen gegeneinander aus, gerade so, wie ihr es nutzt. Damit gewinnt der Film dem Thema durchaus einige neue Facetten ab. Außerdem kombiniert Blumhouse seine Horrorsparte mit der Sci-Fi-Sparte, denn irgendwie hat AIA auch etwas von einem fiesen Dämon, der ein Familienidyll in ein Spukhaus verwandelt.

Das Ende wird dabei bewusst offen gelassen. Der „Dämon“ wird nicht ausgetrieben, dennoch bleiben alle am Leben – bis auf Sawyer. Wie wird es nun weitergehen? Muss sich die Menschheit mit der Bevormundung durch eine KI arrangieren? Oder kommt es doch zum Krieg Mensch gegen Maschine, wie in Terminator? Der Film entlässt die Zuschauer in die Ungewissheit. Was bleibt, ist ein mulmiges Gefühl.

Eine interessante Besetzung

Für Sci-Fi-Fans ist neben der Thematik des Films auch dessen Cast von Interesse. Die männliche Hauptrolle wird von Sulu-Darsteller John Cho gespielt, der hier einen besorgten Familienvater gibt. Obwohl er die KI mit nach Hause bringt, fängt er als Erster an, daran zu zweifeln. Schlussendlich unternimmt er alles, um seine Familie zu schützen.

Die Mutter wird von Katherine Waterston gespielt, die vor allem als Daniels aus Alien: Covenant (2017) bekannt sein dürfte. Aus ihr hätte eine neue Ripley werden können, wenn der Film eine Fortsetzung erhalten hätte. Waterstons erste Erfahrung mit Künstlicher Intelligenz war jedoch nicht der Androide David, sondern der Indie-Film Robot & Frank (2012).

David Dastmalchian, der in AFRAID eine kleinere Nebenrolle hat, dürfte Sci-Fi-Fans ebenfalls kein Unbekannter sein. Er spielte in allen drei Ant-Man-Filmen (2015/2018/2023) sowie in The Dark Knight (2008) und The Suicide Squad (2021), womit er sowohl Teil von Marvel als auch von DC ist. Blade Runner 2049 (2017) sollte ebenfalls nicht unerwähnt bleiben und in Dune (2021) spielte er Piter de Vries.

Um das Ganze abzurunden sei zum Schluss noch Keith Carradine erwähnt, der neben Cowboys & Aliens (2011) noch die Episode Erstflug aus der Serie Star Trek: Enterprise auf seiner Vita stehen hat. Damit schließt sich der Kreis zu John Cho. Der Rest des Casts besteht aus jungen, unverbrauchten Darstellern.

Fazit zu AFRAID: Beängstigend aktuell!

Künstliche Intelligenz ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits kann sie sehr nützlich sein, wenn man z. B. auf die Schnelle ein copyright-freies Bild braucht. Anderseits zerstört KI schon jetzt Arbeitsplätze und es ist nicht absehbar, was geschieht, wenn irgendwann eine KI ein Bewusstsein entwickelt. Wird sie der Menschheit helfen oder wird sie uns vernichten? AFRAID begibt sich genau in diese Grauzone und präsentiert mit AIA eine künstliche Intelligenz, die zu beidem fähig ist.

Info

Drehbuch: Chris Weitz
Regie: Chris Weitz
Erscheinungsjahr: 2024

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