Die Crew der Canterbury geht einem Notruf nach, während Detective Miller auf Ceres nach einem verschwundenen Mädchen sucht.
Staffel 1 – Folge 1
„50.000 Kilometer“ – „Dulcinea“
Im 23. Jahrhundert hat die Menschheit weite Teile des Sonnensystems kolonisiert. Die UN wurde zur Weltregierung, der Mars hat sich die Unabhängigkeit erstritten. Die inneren Planeten sind abhängig von den Ressourcen, die im Asteroidengürtel abgebaut werden. Hier arbeiten die sogenannten „Gürtler“ (Original: Belters) unter schlechten Lebens- und Arbeitsbedingungen. Wasser und Luft sind im Gürtel wertvoller als alles andere. Die Spannungen steigen seit Jahrzehnten zwischen Erde, Mars und dem Gürtel. Sie stehen kurz vor dem Krieg, alles was fehlt ist nur ein kleiner Funken.
Was nach dieser Einführung schnell klar wird: Das hier ist kein (Old School) Star Trek, das hier ist dreckig. Und auch wenn man erklärende Texte vor einer Pilotfolge eher als störend empfindet, diese paar Sekunden lesen reichen, um zu wissen, was hier passieren wird.
Die Canterbury
Das Schiff, auf dem James „Jim“ Holden (Steven Strait) als zweiter Offizier dient, ist ein Eisschlepper. Als der erste Offizier ausfällt, wird Holden die Stelle angeboten, die er aber ablehnt. Er müsste sonst die Beziehung mit Ade Nygaard (Kristen Hager) offenlegen. Auf dem Weg zur Ceres-Station erreicht das Schiff ein Notruf. Nach den Statuten müssen sie darauf reagieren, die Crew entschließt sich aber, den Hilferuf zu ignorieren. Holden bekommt aber Gewissensbisse und bestätigt den Ruf.
Mit einer kleinen Crew geht es zum hilfesuchenden Schiff. Dort entdecken sie, dass sie in eine Falle geraten sind. Die Canterbury wird zerstört, nur die Leute, die zur Scopuli aufgebrochen sind, sind noch am Leben.
Ceres
Der Zwergplanet war einst komplett mit Eis bedeckt, die Station mit dem gleichen Namen ist der bedeutendste Raumhafen des Sol-Systems. Hier untersucht Detective Miller (Thomas Jane) einen Mordfall, wird dann aber auf einen anderen Fall angesetzt. Er soll die verschwundene Tochter eines Aktionärs wiederfinden.
Erde
Chrisjen Avasarala (Shohreh Aghdashloo) spielt mit ihrem Enkel, muss aber noch ein dringendes Gespräch führen. Es stellt sich heraus, dass dieses Gespräch ein Verhör ist. Ein Gürtler, dem die Schwerkraft auf der Erde unerträgliches Leid zufügt und sogar zum Tode führen kann, hat Tarntechnologie geschmuggelt.
Rezension
Wo fange ich hier jetzt an? Sagen wir es mal so: Der Plot in dieser ersten Folge ist bereits so dicht, dass ich die Folge vier Mal gesehen habe, bevor ich mich überhaupt an ein Review getraut habe. Hier muss man genau zuhören und aufpassen, sonst entgeht einem ein Detail, was eventuell noch mal wichtig wird.
Erster Stop war Ceres, wo Detective Miller seinen neuen Kollegen Dmitri Havelock (Jay Hernández) in Gesprächen die Welt vorstellt. Es gibt kein Gesetz auf Ceres, sondern nur Cops. Bestechung ist an der Tagesordnung, die OPA (Outer Planets Alliance) sorgt für Unruhe und stachelt die Gürtler auf. In weiteren Szenen wird vor allem sein Charakter näher beleuchtet. Er ist schmierig, hat aber trotzdem ein gutes Herz – irgendwo unter all dem Schmutz.
Die Canterbury wird absolut passend eingeführt. Der erste Offizier hat einen regelrechten Nervenzusammenbruch von der Zeit im All und der Dunkelheit, das Schiff ist beklemmend, eng und sieht benutzt aus. Genauso wie man sich ein Arbeitsschiff auch vorstellen würde. In der ersten Szene verliert jemand bei der Arbeit seinen Arm, in der nächsten sehen wir Sex bei Schwerelosigkeit. Das ist einfach real. Die Bilder des Weltraums, die Außenansichten des Schiffs und auch der Innenraum sind super gelungen und vermitteln eine klasse Atmosphäre.
Als die Crew, bestehend aus Holden, Mechaniker Amos Burton (Wes Chatham), Ingenieurin Naomi Nagata (Dominique Tipper), Medizintechniker Shed Gravy (Paulo Costanzo) und Pilot Alex Kamal (Cas Anvar) am Frachter Scopuli ankommt, ahnt man schon, dass hier was nicht stimmt. Die Atmosphäre wirkt bedrückend und erzeugt ein Gefühl wie in einem Horrorfilm. Die Erkenntnis, dass Tarntechnologie für diese Falle gesorgt hat und nur der Mars über diese Technologie verfügt, setzt einen leichten Kurs für die nächsten Episoden. Allerdings wissen wir als Zuschauer ja bereits, dass auch die OPA offenbar Tarntechnologie besitzt.
Kidnap job. My pleasure.
-Miller
Fazit zu „50.000 Kilometer“
Als ich die Folge zum ersten Mal gesehen habe, war ich überfordert. Zu viele neue Begriffe, Namen, Beziehungen. Aber ich war auch neugierig, denn der visuelle Stil hatte mich direkt gepackt. Also habe ich die Folge öfter gesehen, damit ich auch nichts verpasse. Hängen geblieben ist vor allem: Ich will mehr. Vor allem will ich wissen, warum diese Falle da war, was die vermisste Tochter damit zu tun hat, wenn sie überhaupt was damit zu tun hat. Werden die drei Handlungen vereint oder laufen sie parallel weiter und erzählen einfach nur andere Sichtweisen?
Die Schauwerte sind immens, Langeweile kommt weder optisch noch erzählerisch auf. Auch die musikalische Untermalung (unter anderem mit dem Song Tighten Up von The Black Keys) geht in Ordnung.
Da ich die Romanvorlage nicht kenne, kann ich nur beurteilen, was ich hier sehe. Und da punktet der Pilot von The Expanse mit einem frischen Setting, das sich zwar aus vielen einzelnen, schon mal gesehenen Elementen zusammensetzt, daraus aber etwas Neues erschafft.
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