Als vor 30 Jahren der Film Stargate von Roland Emmerich in die Kinos kam, ahnte keiner, was dies auslösen würde.

Der mehr oder weniger arbeitslose Ägyptologe Dr. Daniel Jackson (James Spader) wird für seine Theorie, dass die Pyramiden älter sind, als wir denken, belächelt. Das US-Militär heuert ihn als Experten an, denn im Jahr 1928 fand man ein ungewöhnliches Artefakt. Jackson identifiziert die Schriftzeichen als Sternenkonstellationen und das Artefakt ist ein Sternentor, was die Reise zu anderen Planeten fast ohne Zeitverlust ermöglicht…

Rezension

Nach diesem ganzen Ägypten-Kram sehen wir, wie Jack O’Neil (Kurt Russell) reaktiviert wird. Logisch muss da ein Zusammenhang bestehen und wie wir im weiteren Verlauf erfahren, hat sein Sohn sich versehentlich erschossen. Sorry, wenn ich da gleich einhaken muss – aber das ist doch typisch USA, oder? Das ist etwas, was wir hier nicht zum ersten und auch nicht zum letzten Mal sehen. Jeder mit einem gesundem Menschenverstand sagt doch, dass Schusswaffen, obendrein geladen oder mit Munition in der Nähe, doch in einem Haus mit Kindern nichts zu suchen haben, oder? Aber „God given right to bear arms“ überschreibt das natürlich. Ich vertiefe das lieber nicht.

Trotz dieser Tragödie, und dem damit schlechtem Zustand von O’Neil wird der Colonel in den aktiven Dienst berufen. Auf so eine Idee können auch nur Menschen kommen, die vollkommen empathielos sind. Die Anwesenheit des Militär macht aber durchaus Sinn – denn alle vermuten hier ja ein Sternentor und man muss sich natürlich vor einer Invasion schützen. Wirklich klasse finde ich das langsame Enthüllen – Dr. Jackson ist hier zu Beginn quasi der Stellvertreter für die Zuschauer, dem so nach und nach alles erklärt und offenbart wird. Er ist aber auch der Schlüssel zu allem, denn nur durch sein Wissen kann überhaupt das Tor aktiviert werden. Und es ist auch er, der das Team, welches durch das Tor gehen soll, wieder zurückholen soll – natürlich, in dem er selbst mitgeht.

Und natürlich klappt das nicht so, wie er es sich vorstellt. Die Zeichen auf der anderen Seite sind anders, er braucht Zeit. Aber der andere Planet ist gefährlich, weswegen Zeit nicht gerade im Überfluss vorhanden ist. Emmerich hingegen hat viel Zeit, denn er nimmt sie sich. Nach grob 35 Minuten sehen wir zum ersten Mal den anderen Planeten, der zwar Ähnlichkeit mit unserem Ägypten aufweist (Wüste, Pyramide), aber eben auch mehrere Monde hat. Da weiß man natürlich sofort, warum die Aliens Gizeh ausgewählt haben, ist halt wie Heimat.

Als klar wird, dass Jackson das Tor nicht so einfach öffnen kann, wie gedacht, kommt es zum Konflikt. Warum genau ist die Mission denn auch nur „Geht rüber, atmet, und kommt zurück“ ? Im Vorfeld war noch von Aufklärung die Rede. Ja, das macht man nicht in einem Stück, aber ein wenig mehr als nur mal den Kopf aus der Tür zu strecken sollte doch normal sein? Und warum reagieren Soldaten so missmutig, wenn etwas nicht nach Plan verläuft? Ist das nicht irgendwie Alltag im Einsatz? Dafür geplant war ja anscheinend, denn Vorräte sind vorhanden. Die Soldaten verhalten sich immens infantil und sind nach wenigen Minuten schon so übelst drauf, dass sie den einzigen Mann schikanieren, der sie da rausholen kann. Klingt menschlich, aber irgendwie nicht nach Soldaten.

Jackson findet allerdings Zivilisation, erstmal durch ein Tier, welches schon Ähnlichkeit mit einem Bantha hat, aber man kann das Rad nicht neu erfinden. Darauf folgt auf jeden Fall eine gute humoristische Einlage, denn der Wissenschaftler verheddert sich im Geschirr und wird mitgeschleift. Irgendwie altbacken, aber es funktioniert einfach. Slapstick geht irgendwie immer. Und tatsächlich finden wir dadurch ein humanoides Volk, welches Menschen sehr ähnlich ist. Natürlich ist die Kommunikation das große Problem, aber das ist nichts, was ein Schokoriegel nicht lösen kann. Nach einem weiteren Marsch durch die Wüste, kommen wir an einer Niederlassung an. Jackson bekommt da eine ganz besondere Behandlung, er wird offenbar für einen Gott gehalten.

Der Plot baut sich wirklich langsam auf, aber das ist genau richtig, denn wir müssen das Problem, die Charaktere, die andere Welt usw. verstehen. Dafür hätte es allerdings noch ein wenig mehr Zeit gebraucht, denn bis auf Jackson und O’Neil bleiben die Erdlinge sehr blass. Auch das außerirdische Volk hat wenig Charakterisierung zu bieten und die Bedrohung tritt erst nach der ersten Hälfte des Films auf, und auch da nur rudimentär. Das Trauma von O’Neil ist natürlich auch wichtig, aber dann auch wieder nicht. Es reicht nur für ein paar kleine Szenen.

Stargate

Daniel Jackson wird hier als Nerd charakterisiert, wie man es damals halt gemacht hat. Schwache Social Skills, dafür ein enormes Fachwissen und er wird von allen anderen als „Komischer Kauz“ angesehen. Natürlich lernt er irgendwann die Sprache der Einheimischen und entdeckt, dass es tatsächlich Menschen sind, die hier leben – entführt von der Erde. Sie durften nicht Lesen und Schreiben, weil dies damals im alten Ägypten zur Revolution geführt hatte. Mittlerweile ist Ra (Jaye Davidson) eingetroffen. Damit die Erde nicht in Gefahr gerät, will O’Neil das Sternentor in die Luft jagen, was offensichtlich auch sein Befehl war. Und das erklärt auch, warum er reaktiviert wurde, denn durch den Verlust seines Sohnes, hat er nichts mehr zu verlieren. Die Bombe ist leider weg und die beiden geraten in die Fänge des Ra, O’Neil versucht natürlich bei der erstbesten Gelegenheit ihn zu töten, aber er hat die Rechnung ohne seine Untergebenen gemacht, die sich schützend vor ihn stellen. Blöd, dass er zögert, weil diese alle Kinder sind.

O’Neil wird zu anderen Soldaten ins Verlies geworfen, während Daniel eine gesonderte Behandlung bekommt. Dies liegt wohl an dem Amulett, welches er von Catherine Langford (Viveca Lindfors, in ihrer letzten großen Rolle) bekommen hatte. Hier bekommen wir wieder viel Exposition und wenig Inhalt und der Film zieht sich ein wenig, aber noch absolut im Rahmen. Aus irgendeinem Grund fehlen Untertitel bei den Szenen, die nicht in Englisch vorliegen (oder eben Deutsch), was dafür sorgt, dass man der Handlung nicht so gut folgen kann. Ich weiß aber nicht, ob das nur auf meiner DVD so der Fall ist, oder ob es da gar keine gab. (Bei Prime gibt es jedenfalls auch keine.)

Jackson soll im Namen von Ra die Soldaten mit einer der Waffen der Wachen töten, aber die Einheimischen verhelfen allen zur Flucht. Es gelingt den Erdlingen auch hier eine Revolte anzuzetteln und das Team heim zu bringen, nachdem der Wissenschaftler das fehlende Symbol entdeckt hat. Lediglich Jackson bleibt zurück, da er sich in eine Einheimische verliebt hat.

Man könnte nun nach dieser Rezension meinen, dass der Film grottenschlecht ist, aber mitnichten – er ist genau richtig. Ja, mehr Charakterisierung, weniger Vorhersehbarkeit und so wäre gut, aber das sind Probleme, mit denen viele Filme zu kämpfen haben. Wir haben eben nur wenig Zeit um so viel Info unterzubringen und wenn man eine reise auf eine fremde Welt zeigen will, dann hat man viel Info unterzubringen. Das Erzähltempo ist nun nicht hoch, der Film lässt sich Zeit, die er auch benötigt. Und man hat wirklich viel Aufwand betrieben. denn die Aliens sprechen Alt-Ägyptisch und für diese Sprache wurde der Ägyptologe Stuart Tyson Smith engagiert, damit es möglichst richtig klingt, wobei dies sehr schwer ist.

Es ist schön anzusehen, wie sehr man die ägyptische Kultur aufgenommen hat und sie auf die Aliens umgemünzt hat. Die Sarkophage, die wir von unserer Erde kennen, basieren auf einer Technologie der Aliens, mit denen sie Verletzungen heilen können und sogar Verstorbene wieder erwecken können. Die Form der Pyramide ist so gewählt worden, damit das Schiff von Ra dort drauf landen kann, obendrein sieht es im „Reisemodus“ auch sehr danach aus. Die Helme der Wachen ähneln Wandzeichnungen von Anubis. der oft als Mensch mit einem Schakalkopf dargestellt wird. Ich bin nun kein Ägyptologe oder sonst großartig historisch bewandt (wie wahrscheinlich der Großteil der Zuschauer), deswegen kann ich nicht beurteilen, wie gut es umgesetzt wurde, für mich ist es aber stimmig.

Der Director’s Cut ist keine komplett neue Schnittfassung, er fügt nur an manchen Stellen mehr Kontext hinzu. So sehen wir z.B. zu Beginn des Films die Entführung des Wirtes von Ra, was in der Kinofassung komplett fehlt. Hier wird direkt zur Ausgrabung des Sternentores gesprungen.

Nachfolger

Hätte man 1994 gedacht, dass drei Jahre später eine Serienversion entstehen würde, die nicht nur 10 Staffeln laufen würde, sondern auch noch Spin-Offs hervorbringen würde? Wohl kaum. Normalerweise bringt ein erfolgreicher Kinofilm eine Fortsetzung mit sich, aber nicht ein TV-Franchise. Eigentlich eher andersrum. Und ich gestehe – ich habe vom TV Franchise noch nicht viel gesehen. Aber es steht sehr weit oben auf meiner Watchlist, aber wie auch bei Star Trek, Doctor Who oder Star Wars ist das schon eine Menge, das man aufholen muss. Dabei waren aber Fortsetzungen mal geplant, doch MGM bevorzugte die TV-Serie. Auch ein Reboot/Remake als Filmtrilogie stand mal im Raum, wurde aber ebenso fallengelassen.

Heute ist Stargate vielleicht nicht in einer Liga mit den oben genannten, was Merchandise und Fortführungen angeht, aber definitiv ein Ankerpunkt der Sci-Fi, was man in unserem Special von Nicole Sälzle nachlesen kann.

Fazit

Dieser Film hat meine Sicht auf unsere irdische Religion definitiv beeinflusst. Nicht, dass ich sagen möchte, dass unser „Gott“ ein Alien ist, ich möchte es nur als „möglich“ ansehen. Es würde tatsächlich einige der Rätsel der Menschheit lösen, wenn dem so wäre. Aber, wie immer – Konjunktiv. Keiner kann das bestätigen. Also bleibt ein Film, welcher mich zum Nachdenken angeregt hat und obendrein immens gut unterhalten. Eines des besten Werke von Emmerich.

Info

Regie: Roland Emmerich
Drehbuch: Dean Devlin, Roland Emmerich
Produktion: Dean Devlin, Oliver Eberle, Joel B. Michaels
Musik: David Arnold
Kamera: Karl Walter Lindenlaub
Schnitt: Derek Brechin, Michael J. Duthie

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Marco Golüke

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