Sebastian Shaw wurde am 29. Mai 1905 geboren. Er verstarb am 23. Dezember 1994.

Im Grunde genommen war es im Nachhinein eine recht undankbare Rolle: Als Star-Wars-Schöpfer George Lucas anno 1982 die berühmte Schlussszene von Die Rückkehr der Jedi-Ritter abdrehte, gehörte dazu natürlich auch die Demaskierung des Darth Vader, der sich zuvor auf die helle, die gute Seite der Macht zurückbesonnen und dem bösen Imperator Palpatine (Ian McDiarmid) den Garaus gemacht hatte.

Bekanntermaßen wurde Darth Vader von dem britischen Bodybuilder David Prowse imposant dargestellt, doch für die ergreifende Sterbeszene, in der Luke Skywalker (Mark Hamill) erstmals das wahre Gesicht seines sterbenden Vaters erblickt, hatte sich Mr. Lucas etwas ganz Besonderes ausgedacht: Da Anakin Skywalker mit seiner Werdung zu Darth Vader metaphorisch gesehen eine andere Person geworden war, wollte er diese beiden Rollen trennen und nicht David Prowse selbst den entstellten Jedi-Ritter darstellen lassen (eine andere Version besagt, dass er für die sehr emotionale Szene einen absoluten Schauspiel-Profi für die Rolle haben wollte).

Böses Blut

Aus diesem Grund engagierte George Lucas also einen eigenen Schauspieler hierfür: Den titelgebenden Sebastian Shaw, seines Zeichens ein Veteran des britischen Theaters, der in Filmen außerhalb Englands nur eher selten zu sehen gewesen war und stattdessen als ein Bühnenstar in seiner Heimat galt. Das Engagement von Sebastian Shaw für den kurzen Auftritt als sterbender Anakin Skywalker sorgte für wirklich böses Blut: David Prowse fühlte sich hierdurch geringschätzig behandelt und zurückgestoßen und kam während seiner kompletten späteren Karriere nicht über seinen Ärger hinweg. Der spanische Filmemacher Marcos Cabota, ein persönlicher Freund von Prowse, drehte gar in einem aufwändigen Fanprojekt die Demaskierungsszene noch einmal neu mit dem Darth-Vader-Darsteller, doch wurde diese Fassung sofort nach Erscheinen durch Lucasfilm Ltd. gerichtlich verboten.

Sebastian Shaw

Cabota inszenierte über die ganze Angelegenheit den gelungenen Dokumentarfilm I Am Your Father, der auf Netflix angesehen werden kann. Auch davon abgesehen behandelte man den Auftritt von Sebastian Shaw in späteren Jahren reichlich stiefmütterlich: In den verschiedenen Neuauflagen von Die Rückkehr der Jedi-Ritter, an dessen ursprünglichem Ende der wieder genesene Anakin Skywalker seinem Sohn Luke zusammen mit seinen alten Gefährten Obi-Wan und Yoda in einer Vision am Feuer erscheint, wurde der Auftritt von Sebastian Shaw gar wegretuschiert und durch ein Abbild von Hayden Christensen ersetzt, der den jungen Anakin in Star Wars: Episode II – Angriff der Klonkrieger und Episode III – Die Rache der Sith spielte.

Erste Abenteuer auf der Bühne

Ja, Undank ist der Welten Lohn, aber nichtsdestotrotz ist Sebastian Shaw insbesondere für Alt-Fans der Star-Wars-Saga nach wie vor der „einzig wahre Anakin“, da sie – da wir! – die 1983er Originalfassung von Die Rückkehr der Jedi-Ritter allen wie auch immer gearteten Special Editions weit vorziehen. Sebastian Shaw entstammte einer ausgesprochenen Künstlerfamilie, in der die Musik eine besonders große Rolle spielte. Sein Vater war der damals berühmte Komponist Dr. Geoffrey Shaw gewesen, der als Lehrer an der in England hochrenommierten Gresham’s School als Lehrer tätig war.

Bereits als Achtjähriger zeigte der kleine Sebastian ein ausgesprochenes Talent für die Schauspielerei und stand auf der Bühne des Royal Court Theatre im Londoner Stadtteil Chelsea. Dennoch wollte er nach dem Ende seiner Schulzeit zunächst Kunstmaler werden und nahm für zwei Jahre ein entsprechendes Studium auf, ehe er sich doch wieder auf die Schauspielerei zurück besann. Schließlich erhielt er ein Stipendium für die Royal Academy Of Dramatic Art und startete danach seine Schauspielkarriere zunächst auf den Bühnen von Städten wie Bristol, Liverpool und Kingston upon Hull, ehe er ab 1925 wieder vorwiegend in London spielte.

Selbstverständlich handelte es sich bei den meisten Stücken, in denen er größtenteils die Hauptrollen verkörperte, um Werke William Shakespeares: Romeo und Julia, Der Sturm und Henry V. waren nur einige Beispiele. Ab 1929 war Sebastian Shaw dann auch auf dem New Yorker Broadway zu sehen. Schon seit den 1930er Jahren war er neben seinen Theaterauftritten auch immer wieder einmal in vorwiegend britischen Filmen zu sehen, von denen es die meisten nicht in die Kinos außerhalb der britischen Inseln schafften – Castle (1930), Little Miss Nobody (1933) oder Get Your Men (1934) sagen hierzulande sicherlich niemandem etwas. Eine Ausnahme war der 1939 entstandene Agentenfilm Spion in Schwarz, in dem Shaw neben dem damaligen Superstar Conrad Veidt (übrigens ein deutscher Emigrant!) zu sehen war.

Am Ende des Krieges

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, in dem Sebastian Shaw als Pilot der Royal Air Force diente, nahm er unter Schwierigkeiten seine Bühnenkarriere wieder auf, welcher der Krieg sehr geschadet hatte. Doch es gelang ihm, sich im wahrsten Sinne des Wortes wieder in das Rampenlicht zurückzukämpfen. Ab 1966, im gestandenen Alter von zu dieser Zeit 61 Jahren, wurde Sebastian Shaw dann ein Mitglied der Royal Shakespeare Company, der wohl größten britischen Schauspieltruppe, die auf den berühmten Dichterfürsten spezialisiert ist. Insbesondere Star-Trek-Fans dürfte die Royal Shakespeare Company ein Begriff sein, da auch „Captain Picard“ Sir Patrick Stewart ihr – übrigens ebenfalls seit 1966! – angehört. Mit einiger Wahrscheinlichkeit haben Sebastian Shaw und der junge Patrick – damals noch ohne „Sir“ – bereits eine Bühne miteinander geteilt.

Sebastian Shaw war das große Glück vergönnt, noch im fortgeschrittenen Alter körperlich sehr fit und agil zu sein, was sicherlich auch eine Rolle dabei spielte, dass er im Alter von 78 Jahren die Rolle des Anakin Skywalker in jener berühmten Schlussszene von Die Rückkehr der Jedi-Ritter erhielt. Gerüchten zufolge spielte bei dieser Wahl die Vermittlung durch Sir Alec Guinness (Obi-Wan Kenobi) eine gewisse Rolle, doch wie so oft: Nichts Genaues weiß man nicht. In einem späteren Interview erzählte Sebastian Shaw amüsiert, dass ihm keine andere seiner Rollen jemals soviel Fanpost eingebracht hätte wie die des Anakin.

Eine tolle Trauerfeier

Sebastian Shaw verstarb am 23. Dezember 1994 89-jährig in seinem Heimatort Brighton in Sussex und hinterließ seine langjährige Partnerin Joan Ingpen, die bis zu Shaws Tod ebenfalls seinen Nachnamen getragen hatte, sowie seine Tochter Drusilla MacLeod. Bei einer Andacht zu seinen Ehren traten zahlreiche Schauspielkollegen von Shaw auf, darunter Sir Ben Kingsley und Kenneth Branagh und verlasen dabei unter anderem vom Verstorbenen selbst verfasste Gedichte. Sei eins mit der Macht, Sebastian Shaw – und die Macht sei mit Dir! Und… danke für diesen zwar kurzen, aber wundervollen Kinomoment mit Dir.

Sebastian Shaw im Web

 


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Thorsten Walch

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